Was versteht man unter Sync Licensing?
- Was Sync genau bedeutet und wie groß dieser Markt ist
- Welche Rechteinhaber ihre Einwilligung geben müssen
- Was ein Sync Agent macht und was die Vorteile eine Zusammenarbeit sind
- Wie viel und auf welche Weise man mit Sync verdient
Wer sich mit möglichen Einnahmequellen für Musiker*innen beschäftigt, ist sicherlich schon über den Begriff Sync Licensing gestolpert. Doch was verbirgt sich genau dahinter, wie sichert man sich solche Platzierungen und wie verdient man daran? Wir bringen Licht ins Dunkle.
In der heutigen Zeit müssen sich Musiker*innen vieler verschiedener Einnahmequellen bedienen. Die meisten legen ihren Fokus trotzdem hauptsächlich auf die Streamingdienste, Social Media und womöglich noch Liveshows. Gerade weil vielen nicht ganz klar ist, um was es sich bei Sync Licensing genau handelt, wird diese Einnahmemöglichkeit häufig vergessen. Dabei lassen sich mit etwas Glück durch Syncs signifikante Beträge einspielen.
Basics
Unter Sync Licensing (auch „Synchronisationsrecht“ oder „Filmeinblendungsrecht“ genannt) versteht man die Lizenzierung von Musik für z.B. das Fernsehen, Filme, Serien, Werbung oder Games. Es entsteht also eine Verbindung von Musik und Bild – die Synchronisation. Will jemand deine Musik z.B. für einen Film verwenden, benötigt er dafür die Einwilligung der Rechteinhaber und natürlich fließt dafür in aller Regel auch Geld. Zusätzlich generiert das Placement für den Song und somit den Artist zusätzliche Reichweite.
Oder wie es unser Anwalt etwas eloquenter erklärt: „Das Recht Musik mit Bildaufnahme zu verbinden steht als wirtschaftliches Gut für sich allein, das heißt: allein für den Vorgang des Verbindens (Synchronisierens) kann der Rechteinhaber eine Vergütung verlangen. Potentielle Vergütungsquellen sind also sämtliche Hersteller von audiovisuellen Medien wie z.B. Fernsehen, Filme, Serien, Werbung oder Games.“
Wie groß ist das Sync Business?
Die weltweiten Umsätze mit Sync Licensing betragen gegenwärtig rund 432 Millionen Dollar pro Jahr. Dies trotz eines coronabedingten Einbruchs von 9,4%. Während die Umsätze aus der Werbung eher rückläufig sind, weil die Werbetreibenden die Musik häufig speziell für diesen Zweck produzieren lassen, anstatt sie zu lizenzieren, haben sich im übrigen Sync-Umfeld neue Möglichkeiten aufgetan. Diese sind etwa Fitness, Wellness wie auch E-Sport. Ebenfalls wächst der Bedarf an Musik seitens der Streaminganbieter wie Netflix oder Prime. Durch deren internationale Ausrichtung wird auch immer mehr Musik aus verschiedenen Ländern und in unterschiedlichsten Sprachen gesucht. Der Bedarf an nicht-englischsprachiger Musik sei noch nie so groß gewesen.
Von wem braucht es die Einwilligung?
Ähnlich wie wenn man ein Sample eines Songs verwenden will, braucht es auch bei Sync Lizenzierungen die Einwilligung sämtlicher Rechteinhaber, also sowohl für die Master Rights wie auch die Publishing Rights als auch von etwaigen Leistungsschutzberichtberichten (insbesondere dann, wenn die Originalaufnahme verwendet wird). Zur Erinnerung: die Publishing Rights oder Verlagsrechte liegen bei den Textautor*innen und Komponist*innen eines Songs (oder einem Verlag). Die Master Rights sind wiederum die Rechte an der Aufnahme und liegen entweder bei den Künstler*innen selbst oder häufig beim Label. Damit also ein Song z.B. in einem Film verwendet werden darf, müssen alle Rechteinhaber ihr Einverständnis geben.
Handelt es sich bei deinem Song um eine Coverversion ist man als Interpret*in nur im Besitz der Master Rights. Damit der Song verwendet werden kann, müssen also auch die Textautoren und Komponisten des Originalsongs einwilligen. Das mag zunächst kompliziert klingen, ist jedoch in jedem Fall einen Versuch wert, da Coversongs gerne lizenziert werden, besonders wenn es sich um einen sehr bekannten Track handelt und es schlicht zu teuer wäre das Original zu lizenzieren.
Deutlich komplizierter wird es jedoch, wenn dein Song Samples beinhaltet, die nicht gecleared wurden. Die Music Supervisor schauen sehr genau hin bei den Rechten damit ihre Auftraggeber keinesfalls verklagt werden. Daher werden sie kaum einen Song mit ungeclearten Samples lizenzieren. Dies ist auch einer der Gründe, wieso die meisten Supervisor nur mit Sync Agents arbeiten.
Was macht eigentlich ein Sync Agent?
Natürlich ist es theoretisch möglich selbst zu recherchieren, wer die Music Supervisor sind, welche die Musik fürs Fernsehen, Serien oder Werbungen aussuchen. Der Aufwand dürfte allerdings riesig sein plus ist die Chance bei einer direkten Kontaktaufnahme eher klein. Das Sync Licensing ist, wie so vieles in der Musikbranche, ein People Business und da kommen die Sync Agents mit ihren Kontakten ins Spiel. Die Sync Agents, welche selbständig, für Musikverlage, Labels oder Vertriebe arbeiten können, sind die Ansprechpersonen für die Music Supervisor. Wenn diese z.B. einen Song für eine bestimmte Filmszene suchen, schlagen die Sync Agents ihnen Tracks vor, die in ihren Augen passen würden. Ebenso gehen sie proaktiv auf die Supervisor zu und pitchen die Songs aus ihrem Repertoire. Nicht zuletzt verhandeln sie dann den Preis und kümmern sich um die nicht zu unterschätzenden administrativen Aufgaben. Dafür erhalten sie dann natürlich auch einen Teil der generierten Einnahmen.
Häufig werden die Sync Agents verlangen, die Songs bereits zu „pre-clearen“. Dies bedeutet so viel wie, dass man ihnen das Recht gibst in deinem Namen Deals zu verhandeln und dass bereits das Einverständnis aller Rechteinhaber vorliegt. Dies vereinfacht die Verhandlungen und macht sie vor allem schneller und unkomplizierter. Dies ist kein zu unterschätzender Faktor, denn heute muss es häufig sehr schnell gehen und wenn zu viele Abklärungen nötig sind, entscheidet sich der Supervisor womöglich für einen anderen Song.
Arbeitet man mit einem Sync Agent muss die Zusammenarbeit nicht zwingend exklusiv sein. Das bedeutet, dass man seine Werke auch bei verschiedenen Sync Agents deponieren kann, um so die Chance auf eine Platzierung zu erhöhen. Dabei sollte man jedoch vorsichtig sein, denn es kann vorkommen, dass die Agents dann für denselben Song unterschiedliche Preise vorschlagen. Und natürlich wählt der Supervisor dann das tiefste Angebot. Zudem ist es für die Music Supervisor mühsam, wenn sie denselben Song mehrfach vorgeschlagen bekommen.
Bevor ihr einen Vertrag mit einem Sync Agent unterschreibt, solltet ihr diesen unbedingt mit einer Fachperson (z.B. Musikanwalt) prüfen.
Wie viel verdient man mit Sync Licensing?
Grundsätzlich gibt es zwei Verdienstmöglichkeiten bei Sync-Lizenzierung von Songs:
- Eine individuelle Fee
- Einkünfte über die Verwertungsgesellschaft
Individuelle Fee
Die individuelle, häufig einmalige Fee wird in vielen Fällen anteilig zwischen den Inhabern der Master- und der Publishing Rights aufgeteilt. Wenn du alle Rechte besitzt, erhältst du auch die ganze Kohle. Ebenso kann man auf den einmaligen Betrag verzichten, etwa wenn man seinen Song für einen kleine Filmproduktion ohne wirkliches Budget zur Verfügung stellt – dann sollte aber zumindest der Gegenwert z.B. in Form von Reichweite passen.
Verwertungsgesellschaften
Alternativ gibt es in manchen Ländern (darunter Deutschland und die Schweiz) für Produzenten von audiovisuellen Medien die Möglichkeit, die Sync-Lizenz direkt von den Verwertungsgesellschaften zu erwerben. Als Beispiele sind SUISA und GEMA zu nennen, an die Künstler*innen ihre Sync-Rechte zur Wahrnehmung abtreten können. Als Künstler*in muss man sich also entscheiden, ob man lieber selber (bzw. über einen Sync Agent) die individuelle Sync-Fee aushandelt, oder ob dies die Verwertungsgesellschaft übernehmen soll. Während bei der individuellen Verhandlung höhere Beteiligungen möglich sein dürften, ist bei der Lizenzierung durch eine Verwertungsgesellschaft gerade bei kleineren Produktionen ggf. die Chance höher, dass der Song wegen der geringeren Lizenzkosten platziert wird. Die Entscheidung ist daher individuell. Schaue dir also genau an, was dein Wahrnehmungsvertrag zum Thema Sync sagt. Hast du einmal einer Verwertungsgesellschaft die Rechte übertragen, hast du möglicherweise in manchen Fällen keinen Einfluss mehr auf die konkrete Nutzung. Dies bedeutet, dass etwa ein TV-Sender deinen Song für eine Daily-Soap nutzen könnte, in der du mit deiner Musik gar nicht stattfinden möchtest.
Abgrenzung zu Nutzungsrechten
Doch auch wenn man die Sync-Lizenz nicht über die Verwertungsgesellschaft abwickeln lässt, fließen von dieser Einnahmen. Neben der Sync-Lizenz, die Künstler*innen für die Herstellung des audiovisuellen Produkts unter Verwendung der Musik vergütet, gibt es auch noch die Vergütung für die konkrete Nutzung (z.B. für das Fernsehen, Kinofilme, Werbung, Games etc.).
Ein Beispiel: Ein Filmproduzent möchte die Eröffnungsszene seines Films mit einem bestimmten Song unterlegen. Um das zu können (= Herstellung), muss er den Rechteinhabern grundsätzliche eine Lizenz bezahlen – das ist die Sync-Lizenz.
Kommt der Film dann in die Kinos, so muss der Betreiber für das Vorführen des Films (= konkrete Nutzung) wieder eine Lizenz für die öffentliche Vorführung bezahlen. Wird der Film im TV ausgestrahlt, müssen die Sender eine Lizenz für die Ausstrahlung (= andere konkrete Nutzung) erwerben usw.
Das heißt es kann trotzdem Geld über die Verwertungsgesellschaften fließen, wenn dein Song im TV ausgestrahlt wird. Dies ist also vergleichbar mit den Einnahmen die generiert werden, wenn dein Track im Radio läuft, dein Musikvideo im TV ausgestrahlt oder dein Song in einer Bar oder Club gespielt wird. Entsprechend werden diese Einnahmen über die Verwertungsgesellschaft, bei welcher du angemeldet bist (z.B. GEMA), ausgeschüttet.
In einigen Fällen wird auch alles mit einer einmaligen Fee abgegolten und die regelmäßigen Einnahmen über die Verwertungsgesellschaft entfallen (dies geht allerdings nur, sofern und solange noch kein entsprechender Wahrnehmungsvertrag geschlossen wurde).
Fassen wir zusammen:
Wie viel man im Einzelfall effektiv erhält, kann nicht genau beziffert werden bzw. ist eigentlich bei jeder Platzierung wieder anders und hängt von zahlreichen Faktoren ab.
- Um welches Medium handelt es sich (für eine Werbung erhält man normalerweise mehr, als wenn der Song für einen kleinen Film oder in einem Videogame benutzt wird)
- Für welche Territorien der Song lizenziert wird (weltweit oder nur für bestimmte Länder)
- Ob der ganze Song oder nur ein kurzer Teil davon verwendet wird
- Für wie lange man die Rechte gewährt (für eine festgelegte Dauer oder bis in alle Ewigkeit)
- Ob es Einschränkungen wie etwa Konkurrenzverbote gibt (Erteilt man z.B. eine Sync Lizenz für Mobilfunkanbieter A, kann man denselben Song i.d.R. nicht auch an Mobilfunkanbieter B lizenzieren)
- Das Budget des Music Supervisors bzw. dessen Auftraggebers
- Der Bekanntheitsgrad des Artists
- Für welchen Zweck der Song verwendet wird. Läuft er nur im Hintergrund oder ist es die Titelmelodie des Films?
- Dem Verhandlungsgeschick deines Sync Agents
Es kann also durchaus sein, dass die einmalige Gebühr nur einige hundert Euro beträgt, es ist aber auch nicht ungewöhnlich, dass z.B. Netflix einem eher unbekannten Künstler einen fünfstelligen Betrag zahlt. Bei Werbungen oder Blockbuster Filmen können durchaus auch sechsstellige Beträge fließen.
Der Sync-Markt gilt als sehr unberechenbar. Es gibt Songs, bei denen man sicher ist, dass die verwendet werden und dann klappt es doch nicht, dafür wird völlig unerwartet ein anderer Track ausgewählt. Wirklich budgetieren lassen sich Sync-Einnahmen also nicht, wenn sie fließen sind sie aber ein sehr angenehmer Nebenverdienst.
Auf was muss ich sonst noch achten?
- Du solltest jederzeit die Übersicht haben, bei wem die Master- und Publishing Rights deiner Songs liegen. Liegen die Master Rights bei dir oder bei deinem Label? Welche Songwriter*innen wurden bei der GEMA angemeldet? Wenn dies erst abgeklärt werden muss, ist der Deal vielleicht bereits gelaufen.
- Ob deine Songs bei einer Verwertungsgesellschaft registriert sind und in welchem Umfang diese deine Rechte wahrnimmt.
- Stelle sicher, dass deine Songs keine ungeclearten Samples beinhaltet.
- Fokussiere dich nicht einzig auf deine neusten oder populärsten Tracks. Music Supervisor suchen nach den passendsten Songs und die müssten nicht zwingend brandneu oder extrem bekannt sein. Manchmal sogar im Gegenteil. Stelle am besten den Sync Agents deinen ganzen Katalog zur Verfügung.
- Stelle sicher, dass du Instrumentalversionen oder sogar die einzelnen Spuren deiner Songs bereit hast. Häufig werden in Filmen oder Werbungen nur die Instrumentals verwendet, etwa weil die Lyrics einen Dialog stören oder schlicht nicht zum Inhalt passen würden. Möglicherweise will der Supervisor auch nur die schöne Pianomelodie oder die funky Bassline. Hast du dies jederzeit ready, steigen auch deine Chancen.
Mehr Reichweite
Auch wenn die Einnahmen aus Sync Licensing sehr lukrativ sein können, ist dies nicht der einzige Vorteil von Platzierungen. Du hast sicherlich auch schon einen Song in einem Film oder gar einer Werbung gehört und sofort Shazam geöffnet. Durch eine entsprechende Platzierung erhält man die Möglichkeit seine Musik einem völlig neuen Publikum über ein anderes Medium vorzustellen. Dies kann im Idealfall zu einem Türöffner werden. Entsprechend sollte man eine erfolgreiche Platzierung auch genüsslich über seine Kanäle zelebrieren und es alle wissen lassen.