Wie finde ich einen guten Musikmanager, der meine Karriere voranbringt?

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Was du im Beitrag erfährst:
  • Wie du herausfindest, ob du überhaupt einen Manager brauchst
  • Wie man einen guten Manager findet
  • Was einen guten Musikmanager ausmacht und welche Fees angemessen sind
  • Welche Anforderungen Manager an die Musiker stellen

Zu Beginn kannst du dich eigentlich noch um alles selbst kümmern und so hast du auch jederzeit die volle Kontrolle über jeden Aspekt deiner Karriere.

Brauche ich wirklich einen Musikmanager?

Stehst du noch am Anfang deiner Laufbahn, würden wir diese Frage tendenziell mit «Nein» beantworten. Gelangst du aber irgendwann an den Punkt, wo das Drumherum mehr Zeit in Anspruch nimmt als der kreative Teil, musst du dir überlegen, ob und wie du einen Musikmanager finden kannst, der dir helfen kann.

Dabei darf man aber nicht vergessen: wer dir oder deiner Band Arbeit abnimmt, wird im Normalfall dafür bezahlt werden wollen. Man muss sich also genau überlegen ob a) das musikalische Schaffen dafür schon genügend abwirft und b) ob man die Arbeit wirklich nicht auch selbst erledigen könnte.

Kommt man zur Überzeugung, dass externe Hilfe die Karriere voranbringen kann, ist es wichtig sich genau zu überlegen, wer genau zu einem passt und welche Fähigkeiten diese Person mitbringen muss.

Wie kann ich einen guten Musikmanager finden?

Wo Geld verdient werden kann und wo, wie im Musikbusiness, das Rampenlicht nicht weit ist, tummeln sich auch immer zwiespältige Figuren. Gerade in kleineren Musikmärkten wie Österreich oder der Schweiz kann man die professionell agierenden Musikmanager an wenigen Händen abzählen.

Vorsicht vor Blendern

In Deutschland sind es alleine durch die Marktgrösse natürlich deutlich mehr. Für alle Märkte gilt: die professionellen Musikmanager können sich ihre Artists auswählen und Gauner gibt es in allen drei Ländern prozentual gesehen wohl etwa gleich viele. Will etwa ein Musikmanager einen Vorschuss von deiner Band, dann winke gleich ab – er soll Geld für dich beschaffen und nicht umgekehrt.

Gerade wegen des Vertrauensverhältnisses suchen sich viele Acts ihren Musikmanager im engeren Umfeld. Kann man einen Freund zum Manager machen, ist dies natürlich optimal (zumindest solange die Freundschaft nicht unter dem Geschäftlichen leidet).

Man sollte aber nicht vergessen, dass nicht jeder, der halbwegs eine Exceltabelle erstellen kann, auch zum Musikmanager gemacht ist. Gute Kontakte und zahlreiche andere Skills müssen schon gegeben sein.

Dein Musikmanager sollte in der Szene zuhause sein

Je nachdem welche Musik du machst, sollte dein Manager in dieser Szene zuhause sein oder sich zumindest gut auskennen und die entsprechenden Kontakte mitbringen. Generell sind die Kontakte einer der wichtigsten Faktoren.

Man sollte deshalb auch genau prüfen, ob diese bei einem potentiellen Manager auch tatsächlich vorhanden sind. Ebenso sollte man sich umhören, ob er in der Musikbranche einen guten und zuverlässigen Ruf geniesst. In diesem Zusammenhang lohnt es sich zu checken, welche anderen Künstler er vertritt oder vertreten hat (und allenfalls auch, wieso er sie nicht mehr vertritt).

Genau unter die Lupe nehmen muss man auch die angebotenen Konditionen und diese gegebenenfalls von einer unabhängigen Fachperson prüfen lassen. Nicht zuletzt muss die Chemie zwischen Künstler und Musikmanager stimmen und da man nicht gerade wenig Zeit miteinander verbringen wird, sollte es auch menschlich klappen.

Das Musikmanagement repäsentiert den Künstler

Dabei darf man nicht vergessen, dass das Management den Künstler gegen aussen repräsentiert. Der Manager wird also zum Sprachrohr gegenüber Konzertveranstaltern, Medien, sonstigen Partnern und allenfalls sogar den Fans. Es sollte also eine Person sein, welche deine Werte teilt und dich so repräsentiert, wie du es gerne hättest. Ebenso müssen beide Seiten in der Lage sein, Kritik einzustecken.

Gibt dir Rücken: Dein Musikmanager

Ein Musikmanager muss dem Künstler den Rücken freihalten. Die unangenehmen Botschaften überbringt das Management und während der Künstler fein raus ist, steht der Manager als Bad Guy da. Doch dafür wird er unter anderem auch bezahlt.

Wie hoch ist die Management Fee des Musikmanagers?

Grundsätzlich liegt die Management Fee irgendwo zwischen 15 und 30 Prozent, wobei für eine Fee um die 30% schon sehr viel geboten werden muss. Als Industriestandard kann man eine Fee zwischen 15 und 20 Prozent bezeichnen.

Es gibt aber ganz unterschiedliche Spielarten und es hängt immer davon ab, welche Dienste der Musikmanager genau für dich erbringt. Man muss sich als Künstler aber darauf einstellen, dass man im Normalfall von ziemlich allen Einnahmen (Gagen, Tonträgerverkäufe, Sponsoring, Merchandise, Fördergelder, Urheberrechte etc.) etwas abgeben muss.

Steht man erstmals vor der Zusammenarbeit mit einem Manager, lohnt es sich definitiv, einige Drittmeinungen einzuholen, damit man nicht über den Tisch gezogen wird. Ist man sich einig, muss die Abmachung unbedingt schriftlich festgehalten werden.

Was macht ein Musikmanager überhaupt?

Einen genauen Aufgabenkatalog für den Beruf des Musikmanagers gibt es natürlich nicht. Es kann also durchaus sein, dass er sich einzig um deine finanziellen Aspekte kümmert. Genauso ist es aber möglich, dass er das ganze Paket bis hin zum Booking abdeckt.

Man kann Business Manager, Tour Manager, Artist Manager, Personal Manager oder eben alles in einem sein. Ein Musikmanager muss das Potential eines Künstlers erkennen und dieses richtig einschätzen können. Er steht dem Künstler zur Seite, baut dessen Karriere nachhaltig auf und schafft das richtige professionelle und künstlerische Umfeld.

Ein guter Manager befreit den Künstler von Arbeiten, die ihn von der Musik abhalten und schafft die wichtigen kreativen Freiräume.

Wir versuchen hier einige mögliche Tätigkeiten des Managers übersichtlich zusammenzufassen. Schlussendlich muss jeder Künstler dort Hilfe suchen, wo es auch wirklich nötig ist und sich aus den folgenden vier Punkten das Richtige zusammensuchen.

Der Musikmanager ist Ansprechperson

Ein guter Manager ist eine unverzichtbare und stets erreichbare Ansprechperson und zwar sowohl für die Musiker selbst wie auch für alle externen Anspruchsgruppen.

Das Management berät die Künstler, entwickelt mit ihnen Strategien, erstellt Standortanalysen und macht generell alles, was man unter dem Begriff persönliche Künstlerbetreuung zusammenfassen kann.

Gleichzeitig ist der Musikmanager auch die Anlaufstelle für die vielen externen Stellen und so entlastet er den Künstler massiv. Er ist die Schnittstelle zur Plattenfirma, der Booking Agentur oder den Medien.

Er bucht dir dein Studio, organisiert das Mastering, steht in Kontakt mit dem Fotografen, Grafikern und dem Team, das deine Musikvideos dreht. Kurz gesagt: hier laufen die Fäden zusammen und das Management hält dir den Rücken frei, informiert dich aber gleichzeitig über alle wichtigen Schritte.

Der Musikmanager kümmert sich um Partnerschaften

Häufig verpflichtet man einen Musikmanager, bevor man sich an andere Firmen bindet. Ein Manager ist deshalb auch dazu da, Partnerschaften aufzugleisen. Das kann bedeuten, dass er dir hilft, einen Deal bei einem Label zu finden, deine Verlagsrechte in die richtigen Hände zu legen, den Vertrieb zu organisieren oder die passende Booking Agentur zu engagieren.

Weiter kann dich dein Management dabei unterstützen, das Budget für dein Release, die Videos oder die Tour auf die Beine zu stellen. Das Management kümmert sich um die Anfragen für Fördergelder und versucht Sponsoren an Bord zu holen. Ein guter Musikmanager sollte verhandlungssicher sein, sich mit der geschäftlichen Seite auskennen und für die Künstler gute Verträge aushandeln.

Der Musikmanager handhabt die Finanzen

Viele Künstler hassen nichts so sehr wie die finanziellen Angelegenheiten. Das Management übernimmt die Steuererklärung, führt die Buchhaltung oder kümmert sich um Themen wie Altersvorsorge oder Versicherungen. Ebenso rechnen sie mit Partnern wie Konzertveranstaltern, Verwertungsgesellschaften, Labels, Verlagen etc. ab.

Der Musikmanager ist ein Profi in Marketing und Promotion

Eine Hauptaufgabe des Managers ist es, ihre Schützlinge bekannter zu machen. So koordinieren und / oder führen sie auch die Promotion sowie das Marketing. Ebenso übernehmen sie die Medienarbeit. Ein gewiefter Manager beherrscht die Klaviatur des Marketings und weiss, wie er seinen Künstler optimal positioniert.

Die Sicht der Musikmanager

Natürlich wollten wir auch die Manager selbst zu Wort kommen und ihre Sichtweise einfliessen lassen. Wir unterhielten uns deshalb mit drei renommierten Managern, welche mit allen Aspekten des Business bestens vertraut sind

Martin Geisser (www.bakara.ch)
Danny “D-Bo“ Bokelman (www.wpeberlin.com)
Simon den Otter

Welche Ansprüche hat ein Musikmanager an den Künstler?

Jeder Manager hat gewisse Ansprüche an Künstler und Kriterien, nach denen er sie aussucht. Martin Geisser, Betreiber des Independent-Labels Bakara und dort auch für das Management einiger der erfolgreichsten Schweizer Künstler der letzten Jahre (Lo & Leduc, Nemo, Steff la Cheffe) zuständig, sucht Künstler, die eigen sind und bei denen er eine längerfristige Perspektive erkennt.

Dem stimmt auch Simon den Otter zu, doch für ihn steht das Zwischenmenschliche im Vordergrund: «Damit ein Künstler interessant ist, braucht er ein Alleinerkennungsmerkmal. Doch mindestens so wichtig ist der menschliche Faktor, insbesondere ein grosses gegenseitiges Vertrauen. Ein Projekt kann noch so toll und erfolgsversprechend sein, wenn es zwischenmenschlich nicht geigt, ist es meiner Meinung nach nicht möglich.»

Simon den Otter, der das Business als langjähriger Mitarbeiter bei Universal Music von verschiedenen Seiten kennenlernte und sich kürzlich mit seiner Agentur Hertzhaft selbständig gemacht hat, muss vor allem spüren, dass ein Künstler wirklich motiviert ist: «Was für mich zählt ist der Wille. Gerade in der Schweiz sind viele schon zufrieden, wenn sie ihre Musik kostendeckend betreiben können. Doch dieses breite Mittelfeld braucht keinen Manager.»

Auch Martin Geisser erwartet mehr als gute Musik: «Neben Talent und Kreativität verlange ich Disziplin. Ich will keine Artists, bei denen ich nie sicher sein kann, ob sie zu einem Termin erscheinen.»

Danny “D-Bo“ Bokelman, einst Mitgründer von I Luv Money Records und ersguterjunge und heute Chef von Wolfpack Entertainment, legt ebenfalls grossen Wert auf das Auftreten des Künstlers: «Um mit einem Künstler arbeiten zu können, muss er charakterlich in Ordnung und zuverlässig sein. Manchmal macht man eine Ausnahme und geht ein Risiko ein mit einem exzentrischen Act, der dafür sehr viel Potential mitbringt. Was für alle gilt: Sie müssen den Zeitgeist verstehen und akzeptieren. Man muss nicht alles mitmachen, aber ein grundsätzliches Verständnis ist wichtig.»

Haben auch junge Künstler eine Chance, einen Musikmanager finden zu können?

Auch wenn hohe Ansprüche an die Künstler gestellt werden, schliessen sie nicht aus, dass auch unbekannte Acts bei einem renommierten Management landen können.

Martin Geisser ist im Gegenteil gar nicht an etablierten Künstlern interessiert. «Ich schaue mich nach jüngeren Künstlern um, mit denen ich gemeinsam etwas entwickeln kann. Ein Act braucht Charisma und das ist etwas, das man nicht lernen kann.»

Simon den Otter weist aber auch darauf hin, dass damit auch immer ein Risiko verbunden ist: «Es ist geil, nach unentdeckten Perlen zu suchen, aber auch ein Risiko, in welches man viel Zeit und Geduld investieren muss. Nur mit unbekannten Acts zu arbeiten ist meiner Meinung nach nicht möglich, eine gewisse Bekanntheit setze ich voraus.».

Der Proof of Concept

Das sieht auch D-Bo so: «Den Proof of Concept muss man schon vorlegen. Was der Künstler macht, muss funktionieren, ansonsten hat ein renommiertes Management keine Vision, die es mit dem Künstler teilen kann. Es gibt eigentlich keinen Manager, der irgendwo ansetzt, wo noch gar nichts auf die Beine gestellt wurde, nur, weil der Typ nett oder ein Song gut ist.

Da wird kaum je einer das Risiko eingehen und seine Zeit investieren. Am Anfang einer Karriere sollte man sich das Geld, das man an einen Manager abgeben muss, sparen. Die ersten Schritte kann man sehr gut alleine machen, wenn man ein bisschen selbstkritisch und reflektiert ist.»

Wie findet man als Künstler einen Musikmanager?

Doch wie kann man sich bei den renommierten Managern überhaupt bemerkbar machen? Dazu Martin Geisser: «Die Zeiten der Demos, ob physisch oder digital, sind vorbei, obwohl ich immer noch viele erhalte. Man findet eigentlich alle interessanten Künstler, besonders in der übersichtlichen Schweizer Musiklandschaft, über Social Media oder YouTube. Wenn einer einen Hype hat, stehen dann gleich drei Musikmanager auf der Matte, das ist der Nachteil daran.»

Für D-Bo hängt dies sehr vom Management ab. Er rät den Künstlern, sich möglichst breit aufzustellen: «Ist ein Manager stark darin, einen Künstler über den Live-Sektor zu vermarkten, sucht er entsprechend bei Konzerten nach neuen Talenten.

Andere haben ein supergutes Social Media Netzwerk und schauen, welche Künstler da reinpassen würden. Es gibt dafür keine Formel, aber für einen Künstler gilt es, alle Möglichkeiten auszunutzen. Er braucht eine interessante Social Media Präsenz, eine durchdachte und authentische Live-Performance und natürlich gute Songs.»

Wie weiss man als Künstler, dass es sich um einen guten Musikmanager handelt?

Da sich auch der eine oder andere Halsabschneider als Manager ausgibt, ist es wichtig zu wissen, auf was man als Künstler achten muss, damit man nicht übers Ohr gehauen wird.

D-Bo warnt davor, sich zu schnell an einen Manager zu binden: «Es gibt eigentlich eine ganz einfache Regel: Legt dir dein Manager Verträge oder Daten vor und du willst diese unabhängig prüfen lassen, muss dein Manager damit einverstanden sein. Wenn er dir keine Bedenkzeit gibt, musst du hellhörig werden und aufpassen. Als Künstler sollte man aus einer Wohlfühlsituation heraus entscheiden können. Viele Manager, auch ich, bieten den Künstlern häufig an, mal ein halbes Jahr ohne Vertrag zu arbeiten und zu schauen, ob es fruchtbar ist. Man sollte sich nie zu schnell und vor allem nicht zu lange an jemanden binden. Klappt es nach dieser Probezeit, hat man schon eine gute Basis.»

Auch Martin Geisser ist der Meinung, dass lange Verträge meist nicht zum Vorteil des Künstlers sind: «Man sollte sehr vorsichtig sein, wenn ein Manager über mehrere Jahre und Alben plant und dir einen Fünfjahresvertrag unterjubeln will. Das gilt vor allem für Managements, die noch nicht etabliert sind. Will dich eine renommierte Agentur längerfristig binden, ist dies hingegen meist ein Vorteil. Als Künstler muss man sich bewusst sein, dass alle mitverdienen wollen, von der Bookingagentur über das Label bis zum Management. Man muss hinterfragen, was das Management für einen macht und ob sich dies effektiv auch lohnt. Definitiv die Finger lassen sollte man von Deals, wo plötzlich der Künstler viel Geld, etwa für Studioaufnahmen, aufbringen muss.»

Auch Simon den Otter sieht die Fallen vor allem im finanziellen Bereich: «Was leider immer noch vorkommt, ist das sogenannte «Double Dipping», also dass sich Managements aus zwei Töpfen bedienen. Beispielsweise wenn ein Manager ein Booking an Land zieht und dann sowohl die Booking- wie auch die Management-Fee einstreicht. Meiner Meinung nach ist es in den meisten Fällen nicht empfehlenswert, wenn von Publishing bis Label alles an einem Ort angesiedelt ist. Es gibt dann niemanden, der dem anderen auf die Finger schaut. Eher zwiespältig finde ich auch, wenn ein Manager ein fixes Salär und dazu noch eine Erfolgsbeteiligung verlangt. Hat er ein fixes Salär, kann schnell die Motivation sinken. Grundsätzlich sollte jeder Künstler das Recht in Anspruch nehmen, den Vertrag von einer unabhängigen Fachperson prüfen zu lassen.»

D-Bo weist auch noch darauf hin, dass man Erfolgskonzepte nicht einfach kopieren kann: «Es gibt Artists, die erfolgreiche Konzepte, welche bei anderen Künstlern funktioniert haben, auf sich projizieren. Hat ein Manager einen Künstler grossgemacht, heisst das nicht, dass es mit demselben Konzept auch bei dir funktioniert. Vieles sollte man erst kritisch hinterfragen.»

Wie gehen Musikmanager mit dem schnelllebigen Musikbusiness um?

Nicht nur Musiker müssen sich einer stetig verändernden Musiklandschaft stellen, auch Managements müssen sich mit zahlreichen Herausforderungen auseinandersetzen. Doch was sind momentan die krassesten Veränderungen?

Dazu Martin Geisser: «Früher hat man mit Tonträgern Geld verdient, heute muss man herausfinden, wie sich sonst noch Einnahmen generieren lassen. Da gibt es eine grosse Bandbreite von Lizenzierungen bis zu Influencer-Marketing auf Facebook. In der digitalen Welt gibt es unglaublich viele Formate und man muss herausfinden, was für die eigenen Künstler sinnvoll ist. Man muss neue Wege gehen und abschätzen, was relevant ist und sich lohnt. Die Zeit ist schnelllebiger. Heutzutage läuft es nicht mehr so, dass man ein Album aufnimmt, mit diesem tourt und dann irgendwann wieder ins Studio geht. Man muss dynamischer sein als Künstler und das Management muss dies den Artists aufzeigen und sie dabei unterstützen.»

D-Bo sieht Stolpersteine sowohl bei den Veränderungen im Musikgeschäft wie auch beim Umgang mit den Künstlern: «Es gibt gesellschaftliche Entwicklungen wie auch Veränderungen im Musikgeschäft. Als Manager muss man sich zum Beispiel die Frage stellen, wie man damit umgeht, wenn ein Künstler viele Drogen konsumiert. Ist man eine Bezugsperson oder hat man eher ein distanziertes Verhältnis? Natürlich verändert sich das Musikbusiness und auch hier stellt sich die Frage, wie man damit umgeht, wenn sich ein Künstler Strömungen wie Social Media oder Streaming verweigert. Vertritt man den Künstler zu 100 Prozent oder übt man Druck auf ihn auf?»

Für den Otter dürften die nächsten grossen Veränderungen im immer wichtiger werdenden Livebereich stattfinden: «Im Livebereich wird sich vieles verändern, was genau wird sich zeigen. Doch schon heute sind die Gagenunterschiede wahnsinnig.» Einig sind sich alle, dass das Streaming sich positiv auswirken wird: «Das Streaming wird von den Künstlern je länger je weniger abgelehnt werden und die meisten werden auch davon profitieren, da die Kids wieder für Musik bezahlen.» meint den Otter.

Was macht einen wirklich guten Musikmanager aus?

Zum Abschluss noch ganz pauschal gefragt: Was macht denn nun einen guten Musikmanager aus? Simon den Otter glaubt nicht, dass es ein Patentrezept gibt: «Das ist bei jedem Künstler verschieden. Aber natürlich ist es von Vorteil, wenn ein Manager nicht aufs Maul gefallen ist und sowohl mit Leuten wie auch mit Zahlen umgehen kann. Alles andere ist individuell. Die einen bevorzugen einen Manager aus dem engeren Umfeld, für andere ist es angenehmer bei einer Agentur einer von vielen zu sein. Früher war es die Hauptaufgabe eines Managers einen Plattenvertrag zu finden und danach war, überspitzt gesagt, die grösste Arbeit getan – heute geht es danach erst richtig los.  Heutzutage muss man sehr viele Projekte selbst führen und nicht bloss als Vermittler auftreten. Man muss deshalb in sehr vielen Bereichen des Musikgeschäfts eine Ahnung haben und à jour bleiben.»

Auch D-Bo ist der Meinung, dass man als Manager sehr individuell auf den Künstler eingehen muss: «Wie in jeder Geschäftsbeziehung muss man ehrlich sein. Empathie ist wichtig und dass man versucht, sich in den Künstler hineinzuversetzen. Man sollte nie seine eigene Vision, besonders wenn sich der Manager auch mal selbst als Künstler versucht hat, über den Künstler verwirklichen wollen. Wichtig sind Geduld und die Fähigkeit zuzuhören. Als Manager ist man auch ein Übersetzer, der die Künstlersprache in die Wirtschaftssprache transferiert. Grundsätzlich ist das aber von Künstler zu Künstler verschieden. Einige brauchen einen Musikmanager, der 24 Stunden erreichbar ist und immer ein offenes Ohr hat, bei anderen reicht einer, der 9 to 5 arbeitet, aber dafür die richtigen Leute kennt und gute Deals abschliessen kann.»

Für Geisser von Bakara ist es wichtig, dass ein Manager voll und ganz hinter dem Künstler steht: «Ein guter Manager handelt stets im Interesse des Künstlers und plant mit ihm sowohl mittel- wie langfristig. Zudem muss man als Manager auch den Bösen spielen und vor den Künstler stehen können. Der Künstler ist der, der gefeiert wird und der Manager der Idiot, der sich bei unpopulären Entscheidungen hinstellen muss. Es ist ausserdem wichtig, dass ein Manager die richtigen Leute ins Boot holt, sei es für das Booking oder für Studioaufnahmen. Als Künstler musst du einen Musikmanager finden, der deine Musik auch wirklich feiert und Eigenmotivation mitbringt! Geht es einzig um das Verdienen, muss man vorsichtig sein. Wie gut ein Manager ist zeigt sich erst, wenn es mal nicht so gut läuft.»

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