Warum es Preiserhöhungen braucht

4 Shares
Was du im Beitrag erfährst:
  • Wieso die DSPs die Preise regelmäßig erhöhen sollten
  • Wieso Musiker*innen davon profitieren
  • Welche Innovationen zusätzliche Preiserhöhungen rechtfertigen würden

Seit Apple Music eine Preiserhöhung verkündet hat, ist ein Thema endlich wieder aktuell, welches beim iGroove Magazin immer wieder thematisiert wurde: Die Preisstruktur der DSPs. Lange schien es, als sei der Preis von 9,99 in den USA, UK und den wichtigen europäischen Märkten in Stein gemeißelt. Nun erhöht Apple Music zum allerersten Mal den Preis und zwar auf 10.99, auch YouTube und Amazon haben Preisanpassungen vorgenommen und wer weiß, womöglich zieht ja sogar Spotify mit.

Natürlich gab es in den vergangenen Jahren immer mal wieder Preiserhöhungen – auch bei Spotify. Doch meist waren dies dann spezielle Abos, wie z.B. der Family Plan, die teurer wurde, oder die Preiserhöhungen wurden in eher kleineren oder weniger starken Märkten erhoben. Wie gesagt, an den 9,99 hat Spotify bislang nicht gerüttelt.

Wie Musiker*innen von Preiserhöhungen profitieren

Doch wieso sollen aus Sicht von Musiker*innen die Preise überhaupt steigen? Das ist relativ simpel: Solange die großen Streamingdienste weiterhin auf das Pro-Rata-Modell setzen, also vereinfacht gesagt alle Einnahmen in einen Topf fließen, muss dieser Topf irgendwie wachsen. Insbesondere weil immer mehr Künstler*innen und Releases einen Teil des Kuchens wollen. Wachsen kann der Topf nur auf drei Arten:

  • Mehr zahlende Subscriber. Die wachsen zwar kontinuierlich, es zeichnet sich aber bereits eine gewisse Sättigung ab.
  • Mehr Umsätze mit Werbung. Auch hier steigen die Einnahmen, diese sind aber von vielen Faktoren abhängig, die die DSPs häufig nur bedingt steuern können, wie etwa die Konjunktur
  • Preiserhöhungen

Die vierte Variante wäre, dass die DSPs einen kleineren Teil des Kuchens für sich behalten, das dürfte aber wohl kaum passieren. Preiserhöhungen sind also ein wichtiges Mittel, um den Kuchen zu vergrößern. Apple ließ dann auch verlauten, dass durch die Preiserhöhung mehr Geld zu den Künstler*innen und Songwriter*innen fließen werde.

Preiserhöhungen sind längst überfällig!

Nicht zuletzt sind Preiserhöhungen völlig gerechtfertigt. Den Usern wird deutlich mehr geboten als noch vor einigen Jahren: Mehr Musik, mehr Podcasts, mehr Tools und so weiter. Zudem darf man nicht vergessen, dass kaufkraftbereinigt die Abopreise über die Jahre sogar deutlich gesunken sind. Kurz: Preiserhöhungen sind längst überfällig und hätten, wäre die Welt momentan nicht gerade im Krisenmodus, auch deutlich höher ausfallen dürfen.

Mehr Piraterie durch höhere Preise?

Tatsächlich ist es ein ziemlich spezieller Moment für Preiserhöhungen, wo doch gerade mehrere Krisen parallel einen starken Einfluss auf die Kaufkraft vieler Konsument*innen haben. Manche werden sich daher die Frage stellen, ob diese Aufschläge zu mehr Piraterie führen, wie Spotify immer wieder ins Feld geführt hat, wenn sie begründeten, wieso sie die Preise beibehalten. Da die Erhöhungen allesamt sehr moderat ausgefallen sind, ist davon nicht auszugehen. Wenn überhaupt werden mehr Leute auf ein Freemium Angebot wechseln, was auch nicht wünschenswert ist, aber zumindest keinen kompletten Ertragsausfall für Künstler*innen und Labels darstellt.

Da davon auszugehen ist, dass gerade das Freemium-Modell in den nächsten Jahren in den etablierten Märkten den Sättigungspunkt erreicht, ist zu hoffen, dass die DSPs zukünftig häufiger den Mut und die Weitsicht aufbringen, die Preise kontinuierlich zu erhöhen und nicht nur so, dass sie halbwegs mit der Inflation mithalten können.

Innovationen sind ebenso nötig

Da sich die Kund*innen gleichbleibende Preise gewohnt sind, haben sich die DSPs in die Situation manövriert, dass sie für die Erhöhungen mehr bieten müssen. So hat Apple Music etwa bessere Audioqualität ohne Aufpreis in sein Standard-Angebot aufgenommen kurz bevor der Preis dann auf 10,99 angestiegen ist.

Es wäre an der Zeit, dass die DSPs generell ihre Preis- und Angebotsstruktur überdenken. Um besser auf die verschiedenen Bedürfnisse einzugehen, würden sich unterschiedlichere Abo-Modelle eignen, welche auch die Leute abholen, die grundsätzlich bereit wären mehr zu bezahlen, wenn ihnen mehr geboten wird. Mit günstigeren Abos, die einige Einschränkungen mit sich bringen, könnte man außerdem versuchen mehr Hörer*innen vom Freemium-Modell wegzulotsen.

Nicht zuletzt sollten DSPs, wie schon mehrfach erwähnt, den Superfans mehr Möglichkeiten bieten ihre Lieblingskünstler*innen monetär zu unterstützen. Die DSPs müssen wegkommen von der One-Size-Fits-All-Mentalität und verschiedene Angebote schaffen sowohl für eher passive Hörer*innen, wie auch für die sich einbringenden Superfans. Solche Innovationen sind es schließlich, die dann wiederum Preiserhöhungen rechtfertigen und so die Auszahlungen an die Künstler*innen erhöhen können.

4 Shares