Warner testet User-Centric-Modell

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Was du im Beitrag erfährst:
  • Als erster Major testet Warner bei SoundCloud das User-Centric-Modell
  • Wieso Warner sich auf dieses Experiment einlässt
  • Wieso die anderen beiden Majors kaum mitziehen werden

Kürzlich zeigten wir in einem Artikel, wie viele Künstler*innen von einem Wechsel zum User-Centric-Modell profitieren würden und wie groß der Einfluss der Superfans wäre. Wir bezweifelten aber auch, dass die Majors offen sind für einen Systemwechsel, da ihre Künstler*innen davon kaum profitieren. Nun hat sich jedoch die Warner Music Group mit SoundCloud darauf geeinigt, das User-Centric-Modell bzw. Fan-Powered Royalties, wie es bei ihnen heißt, auszutesten.

Bislang standen die Fan-Powered Royalties nur DIY-Artists offen, welche ihre Musik direkt über SoundCloud hochladen. Somit ist es ein großer Erfolg, dass sie nun einen der drei Majors für diesen Versuch gewinnen konnten. Wir hoffen bereits jetzt, dass diese Daten dann auch so genau analysiert werden können, wie diejenigen der DIY-Artists.

Experiment ohne Risiken für Warner

Dass Warner sich auf dieses Experiment einlässt, welches durchaus Einkommenseinbußen für seine Künstler*innen bedeuten könnte, hat wohl primär zwei Gründe. Der eine heißt Eliah Seton, war früher ein hohes Tier bei Warner und ist nun Präsident von SoundCloud. Zum anderen ist SoundCloud zwar eine wichtige Plattform aber doch keiner der Top-Streamingdienste und somit wäre ein leichter Einnahmerückgang verkraftbar. Gut möglich ist aber auch, dass eine Minimumgarantie ausgehandelt, aber nicht kommuniziert wurde.

Die anderen Majors werden nicht mitziehen

Dass der kleinste der drei Majors diesen Versuch startet, ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Damit sich User-Centric aber flächendeckend durchsetzen kann, müssen sowohl die führenden Streamingdienste, die beiden anderen Majors, wie auch weitere Rechteinhaber mitziehen. Die Chance, dass Sony Music und vor allem Universal Music für diesen Schritt bereit sind, ist minim.

Warner Music hat zwar einige Top-Superstars in ihren Reihen, vier der 5 Top-Artists auf Spotify sind aber bei Universal unter Vertrag. Diese haben in ihrem Roster eine noch viel größere Anzahl globaler Superstars, die aller Voraussicht nach mit User-Centric weniger einnehmen würden. Zudem ist Universal im HipHop-Bereich sehr stark und wie eine französische Studie vermuten lässt, wäre HipHop das Genre, welches mit User-Centric die größten Einbußen verzeichnen würde.

Einigung aller Marktteilnehmer kaum denkbar

Dass Universal also jemals den Systemwechsel befürwortet, ist überaus unwahrscheinlich. Es müsste also bei allen anderen involvierten Parteien ein solcher Konsens bestehen, dass Universal praktisch gezwungen wäre sein Einverständnis zu geben. Auch dies erscheint gegenwärtig sehr unwahrscheinlich. Die Big Player sitzen hier weiterhin am längeren Hebel und können wohl über kurz oder lang den Wechsel zu einem deutlich faireren und transparenteren System verhindern.

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