Verwertungsgesellschaften: Ausschüttungen brechen ein

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Was du im Beitrag erfährst:
  • Die Einnahmen der Verwertungsgesellschaften gehen 2021 um über 10% zurück
  • Der Livesektor stürzt ab, während die Einnahmen aus dem Streaming steigen
  • Die Streaminganbieter wollen die Ausschüttungen an die Songwriter*innen weiter senken

Wir hatten bereits im vergangenen Jahr darüber berichtet, dass Musiker*innen und vor allem Songwriter*innen auch nach der Pandemie finanzielle Einbußen werden hinnehmen müssen. Dies weil die Verwertungsgesellschaften mit einer Verzögerung von 6 Monaten bis zu zwei Jahren auszahlen. Der von CISAC, dem Dachverband der Verwertungsgesellschaften, veröffentlichte «Global Collections Report» bestätigt dies nun leider.

Gemäß dem Report gingen die Einnahmen der Verwertungsgesellschaften weltweit um 9,9% zurück, was in absoluten Zahlen einen Verlust von über einer Milliarde Euro bedeutet. Im Musikbereich betrug der Verlust 10,7% oder 775 Millionen Euro. Einziges Trostpflaster: ursprünglich war CISAC von einem Rückgang zwischen 20-35% ausgegangen, also rund 2-3 Milliarden. 

Drastischer Rückgang im Livesektor

Hauptverantwortlich für den Rückgang ist wenig überraschend der Livesektor, dessen Einnahmen um 45,4% von 2,9 auf 1,6 Milliarden Euro zurückgingen. Den kompletten Absturz verhindert hat der digitale Musikkonsum, sprich primär das Streaming. Der Streaming-Bereich wuchs im Vergleich zu 2019 um stolze 16,6%, der Bereich Rundfunk sank jedoch um 4,3%, womit im Gesamtbereich „Recorded Music“ ein Plus von immerhin 7,4% resultiert.

Streaminganbieter wollen Ausschüttungen senken

Die CISAC erwähnt hier zudem mahnend, dass die Einnahmen aus dem Streaming-Bereich in keinem Verhältnis zu dessen Popularität stehen. Streaming macht nur einen Viertel der weltweiten Einnahmen aus und generiert somit weniger als der Rundfunk-Bereich. Geht es nach dem Streaminganbietern sollen die Auszahlungen der Publishing Rights an die Songwriter*innen jedoch sogar weiter sinken.

Die Streamingdienste vereinbaren jeweils im Voraus mit dem US Copyright Royalty Board (CRB), welchen Anteil ihrer Einnahmen sie an die Songwriter*innen auszahlen. Für die Jahre 2018-22 legte das CRB diesen Prozentsatz bei 15,1% fest, was jedoch von den Streamingdiensten (außer Apple Music) gerichtlich angefochten wurde und noch immer hängig ist.

Während die National Music Publishers’ Association für die Jahre 2023-27 eine Anhebung auf 20% fordert, haben die Streamingdienste andere Pläne. Spotify, Amazon und Pandora wollen nur 10,5% ihrer Einnahmen an die Songwriter*innen ausschütten, also der Prozentsatz der vor 2018 galt. Google und Apple wollen denselben Prozentsatz wie für Jahre 2018-22, also je nach dem was das Gericht entscheidet 10,5% oder 15,1%. Sofern das CRB nicht für eine Überraschung sorgt, dürften die Einnahmen also kaum steigen oder im schlimmsten Fall gar sinken.

Die Zukunft

Da es auch 2021 noch viele Einschränkungen gab, geht CISAC davon aus, dass die Zahlen ebenfalls wenig erfreulich ausfallen werden. Die Musiker*innen müssen also auch 2022 mit tieferen Ausschüttungen rechnen. Bergauf könnte es dann im Idealfall 2023 gehen, da 2022 hoffentlich wieder eine ähnliche Anzahl Liveevents wie vor der Pandemie stattfinden können.

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