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Industry Groove – Woche 35

Wir leben in einer Zeit, in der es ein großes Bedürfnis gibt, Musik nicht nur zu konsumieren, sondern aktiv daran teilzunehmen. Gleichzeitig machen KI-Tools dies so einfach wie noch nie zuvor. Diese beiden sich optimal ergänzenden Entwicklungen werden die Musikindustrie in den kommenden Jahren massiv prägen und vor mächtige Herausforderungen stellen. Doch natürlich bieten sich dadurch auch Chancen.

Ich persönlich bin schon das eine oder andere Mal leicht erschrocken, als ich darüber gelesen habe, wie TikTok die Fan-Made-Music prägen wird und was da alles auf uns zukommt. Noch einen Schritt weiter geht der Artikel, in dem die Frage aufgeworfen wird, ob bald jeder auf ihn maßgeschneiderte Musik erhält. Dies würde bedeuten, dass nicht nur der Feed personalisiert ist, sondern auch die Musik selbst. Ob dies ein Traum oder eine Dystopie ist, muss jeder für sich entscheiden.

Die Kinder müssen wieder in die Schule, es ist also höchste Zeit für alle, die keine schulpflichtigen Kinder haben, in den Urlaub zu fahren. So auch für mich. Daher wird der Industry Groove Newsletter in den nächsten beiden Wochen nicht erscheinen. Wir lesen uns am 21. September wieder.


TikTok und Fan-Made-Music

  • Remix-Kultur, Konsum und Kreation gehen immer mehr Hand in Hand. Einer der wichtigsten Treiber dieser Entwicklung ist TikTok und dies je länger desto mehr nicht nur als Schaufenster für diese Kreationen.
  • Mit Mawf und Ripple hat TikTok gleich zwei Tools zur Erstellung von Musik. MIDiA erklärt deshalb: TikToks Musik-Erstellungs-Ära steht kurz bevor.
  • Letztendlich ist es immer das Ziel, die User auf der eigenen Plattform zu halten. Daher wird TikTok Music expandieren, damit die Nutzer nicht auf DSPs ausweichen müssen und deshalb engagiert TikTok sich auch im Bereich der Musikerstellung, damit die User nicht auf andere Anbieter zurückgreifen müssen.
  • Die Zukunft sieht also so aus, dass man nicht nur die bestehenden Songs in seine Videos einbinden kann, sondern die Tracks zuvor nach Belieben bearbeiten kann.
  • Und natürlich kommt hier auch KI ins Spiel, die es etwa ermöglicht, Stems von Songs zu erstellen und so gewisse Elemente eines Tracks wegzulassen oder zu verändern.
  • Es ist absehbar, dass eine Generation heranwächst, für die es normal ist, Songs nicht nur abzuspielen, sondern auch mit ihnen zu spielen. Tracks werden nicht mehr nur konsumiert, sondern bearbeitet, verändert oder als Grundlage für etwas völlig Neues genutzt.
  • Aus Sicht der Rechteinhaber*innen klingt das erst einmal ziemlich erschreckend. MIDiA hebt jedoch vor allem die positiven Seiten hervor: Fans identifizieren sich viel stärker mit einem Song oder Artist, wenn sie sich selbst kreativ mit dem Song austoben konnten.
  • MIDiA schlägt dann auch vor, dass es auf den Künstler*inneprofilen auf TikTok Music eine “Fan Made“-Sektion geben sollte, in der alle Bearbeitungen eines Songs, die über SoundOn hochgeladen wurden, zu finden sind.
  • Sie sehen die Musikbearbeitung als eine Erweiterung des Fandaseins und daher die musikalischen Bearbeitungen vor allem als (monetäre) Chance für die Rechteinhaber*innen.
  • Das ist sicherlich nicht komplett falsch, jedoch ist es etwas naiv davon auszugehen, dass nur begeisterte Fans die vorhandenen Tools mit einem positiven Hintergedanken nutzen werden. Wie immer werden auch Betrüger*innen auftauchen und wegen diesen sind einige Regeln und Einschränkungen dann wohl doch unausweichlich.

TikTok und Shopping

  • Medienberichten zufolge plant TikTok, zukünftig Links zu E-Commerce-Shops wie Amazon zu blockieren. Die User sollen nur noch über den hauseigenen TikTok Shop einkaufen können.
  • Überraschend wäre dies nicht. Douyin, die chinesische Version von TikTok, hat diesen Schritt bereits 2020 vollzogen.
  • Offenbar könnte der TikTok Shop diesen Schub auch benötigen. In den USA soll er dieses Jahr voraussichtlich einen Verlust von 500 Millionen einfahren. Dies liegt zum einen an den großen Investitionen, aber auch daran, dass pro Tag „nur“ Waren im Wert von rund 3-4 Millionen Dollar über den TikTok Shop verkauft werden.
  • Ganz anders sieht es jedoch in Südostasien aus, wo der Shop bereits 2021 gestartet ist und mittlerweile täglich Verkäufe von 50-60 Millionen Dollar generiert.
  • Sollte TikTok diesen Schritt machen und andere Anbieter ausschließen, ist davon auszugehen, dass diese sich wehren werden. Im gegenwärtigen Klima, wo viele Regierungen TikTok möglichst einschränken wollen, könnten sie damit durchaus Erfolg haben.
  • Auch für Musiker*innen wird es natürlich umständlicher, wenn sie nicht einfach ihren bereits gut laufenden und etablierten Store verlinken können, sondern auf TikTok Shop umstellen müssen.

Für jeden User seine ganz eigene Musik? Traum oder Dystopie?

  • Es ist inzwischen ganz normal geworden, dass jeder von uns auf den von uns genutzten Netzwerken einen individuellen Feed hat und die DSPs personalisierte Playlists für uns erstellen. Ein Artikel von MIDiA zeigt, dass diese Hyper-Personalisierung noch viel weiter voranschreiten könnte und die Hörer*innen noch viel stärker in ihren sehr spezifischen Nischen bedient werden könnten.
  • Wieder einmal ist es KI, die einen maßgeblichen Teil zur Verstärkung dieses Trends beiträgt. Dies geschieht etwa dadurch, dass bald jede und jeder mit einfachen Prompts genau die Musik erstellen kann, die sie sich wünscht.
  • Hinsichtlich der Zusammenarbeit von Universal und YouTube sieht die Autorin die Möglichkeit, dass diese Hyper-Personalisierung auf die Spitze getrieben werden könnte, indem jeder User eine etwas andere Version eines veröffentlichten Songs erhält. Ein musikalischer Traum oder eine abgrundtiefe Dystopie?
  • Fakt ist, dass die User personalisierten Content bereits heute erwarten und dass in der gegenwärtigen Remix-Kultur die Veröffentlichung eines Songs nur der Anfang seines Lebenszyklus ist (siehe oben). KI verstärkt all dies nur noch.
  • Bewegen wir uns also auf eine Zukunft zu, in der nicht nur der Feed personalisiert ist, sondern auch der Content selbst? Jeder User erhält eine Version des Songs, die auf seine Präferenzen zugeschnitten ist, wie z.B. das Tempo, die verwendeten Instrumente oder die Sprache.
  • Was nach Zukunftsmusik klingt, könnte bald Realität werden. Ob wir dies auch wirklich wollen, ist natürlich eine ganz andere Frage.

Bonus Reads

  • Aufmerksame Leser*innen werden sich daran erinnern, dass es im Jahr 2023 lange Zeit kein Rap-Album gab, das die Spitze der US-Charts erreichte. Dies änderte sich mit Lil Uzi Vert und dann natürlich Travis Scott. Anders sieht es jedoch bei den Single-Charts aus: Dort ist erstmals seit 23 Jahren ein komplettes Jahr verstrichen, seit ein Rap-Song an der Spitze war. Zuletzt gelang dies am 27. August 2022 Nicki Minaj mit „Super Freaky“. Billboard mit einem Erklärungsversuch und einer Einordnung.
  • Natürlich möchten alle gerne wissen, wie die Algorithmen der Plattformen funktionieren und wie man dieses Wissen für sich selbst nutzen kann. YouTube hat nun ein Video erstellt, in dem zumindest einige Informationen und Best Practices für sein Kurzvideo-Angebot Shorts preisgegeben werden.
  • Nochmals YouTube: Der Video-Gigant testet bei ausgewählten Android-Nutzer*innen ein Feature, bei dem man einen Song summen, singen oder einfach abspielen kann und nach wenigen Sekunden wird angezeigt, um welchen Track es sich handelt. Im Vergleich zu dem zu Apple gehörenden Shazam hat man also mehr Optionen. Bereits nach nur 3 Sekunden soll man zu den entsprechenden YouTube-Videos gelangen.

Industry Groove – Woche 34

Putins Soldaten haben das „Z“, Elon Musk macht aus Twitter „X“ und wir fragen uns „Y“. Wenn Musk so weitermacht, besteht durchaus das Risiko, dass „X“ zu einem Netzwerk wird vergleichbar mit Trumps Truth Social, welches völlig auf eine Person ausgerichtet ist und auch nur noch eine sehr klar definierte Zielgruppe anspricht. Vorderhand ist Twitter zwar eindeutig auf dem absteigenden Ast, hat aber natürlich noch längst nicht alle seine Relevanz eingebüßt und bleibt eine wichtige Quelle, gerade für Journalist*innen. Doch man kann sich fragen, wie lange noch. Ebenso unsicher ist, ob Threads vom Schwächeln von Twitter, pardon „X“, wird profitieren können. Es macht momentan noch nicht den Anschein. Ein interessanter Gedankenanstoss war hierzu kürzlich in einer Schweizer Tageszeitung zu lesen: „Werden Twitter und Threads zu dem, was in den USA die TV-Sender Fox News und MSNBC sind, also Meinungsportale der jeweiligen politischen Lager?“

Was die verfeindeten Lager mehrheitlich vereint, ist ihre Abneigung gegenüber TikTok. (Sidenote: Seit Neuestem ist TikTok auch auf den Handys der Angestellten von New York City verboten). Es wird interessant zu beobachten sein, wie die bislang kometenhafte Reise von TikTok weitergeht. Obwohl viele es nicht wahrhaben wollen, ist TikTok für die jüngere Generation eine der, wenn nicht sogar die wichtigste Informationsquelle. In diesem Newsletter interessiert uns jedoch vor allem, wie TikTok sich in der Musikindustrie positioniert und auch hier sind noch viele Fragen offen, wie der Beitrag unten zeigt.


TikTok und seine Beziehung zur Musikindustrie

  • In dem Artikel weist MBW darauf hin, dass TikTok langsam erwachsen wird. Ähnlich wie andere Tech-Firmen vor ihnen, prominentestes Beispiel ist natürlich YouTube, hat TikTok erkannt, dass es hinsichtlich Musikrechten nach den Regeln spielen muss. Darauf deutet zumindest der Deal mit Warner Music hin.
  • Auch wenn die Einzelheiten des Deals unter Verschluss bleiben, ist davon auszugehen, dass sich Warner nicht mehr mit den bisherigen Pauschalzahlungen abspeisen lässt.
  • Selbiges gilt natürlich auch für andere wichtige Player wie Universal, Sony oder Merlin. Doch hier bleibt vieles noch im Unklaren und somit ist die Beziehung von TikTok und der Musikindustrie weiterhin in der Schwebe. Gerade hinsichtlich der Expansion von TikTok Music ist dies sicherlich keine befriedigende Ausgangslage.
  • Die Ambitionen von TikTok sind klar: man will nicht nur kulturell relevant für die Musikbranche sein, sondern auch ein wichtiger Teil davon. Dies machen sie nicht nur mit TikTok Music klar, sondern auch mit Ripple oder SoundOn.
  • Eine Firma, die sich als so essentiellen Teil der Musikindustrie versteht und über eine Milliarde User hat, kann jedoch unmöglich weniger an die Musikbranche ausschütten als Peloton, mit seinen 5,9 Millionen Usern. Das sollte allen Beteiligten klar sein und der Deal mit Warner ist nun ein erster Schritt.
  • Sobald alle wichtigen Player der Musikindustrie neue Verträge mit TikTok im Trockenen haben, ist es immens wichtig, gegenüber den Künstler*innen transparent zu sein, damit diese wissen, wie die Umsätze generiert werden, wie diese berechnet werden und was ihr Anteil ist.
  • TikToks Head of Music, Ole Obermann, sprach kürzlich in einem Interview über die Synergien zwischen TikTok und TikTok Music. Obermann kündigte an, dass sie einige erstaunliche Brücken zwischen den beiden Apps schaffen werden. So sollen die Empfehlungen auf TikTok Music stark von den auf TikTok gezeigten Musikvorlieben beeinflusst sein. Der Einfluss soll jedoch in beide Richtungen gehen, sodass die Nutzer beispielsweise direkt Videos aus den Songs in ihren Playlists erstellen können. Dadurch soll quasi ein Loop zwischen den beiden Apps entstehen und ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen, dass genau dies einer der großen Vorteile von TikTok Music werden könnte.
  • Schließlich noch diese Meldung: Bei TikTok gibt es nun auch Werbung in den Suchergebnissen. Für die User nicht unbedingt erfreulich, aber aus Sicht der Werbetreibenden natürlich sehr interessant – auch im Musikbereich.

Wie falsche Anreize das Musikgeschäft zu einem Nullsummenspiel machen

  • In letzter Zeit wurde viel darüber geschrieben, dass es immer weniger echte Superstars gibt und wie schwierig es geworden ist, aus der stetig wachsenden Masse herauszustechen. Und natürlich gab es verschiedene Analysen dafür, wieso wir uns in dieser Situation befinden.
  • Der neueste Artikel von MIDiA zeigt, dass falsche Anreize sowohl bei Labels, DSPs als auch bei den Künstler*innen selbst zu negativen Ergebnissen führen.
  • Die Labels müssen unbedingt ihren Marktanteil halten oder ausbauen. Da sich die Hörer*innen immer mehr auf unzählige Nischen verteilen, setzen die Labels vermehrt auf Künstler*innen, die viral gingen, anstatt Artists langfristig aufzubauen. Durch die Fragmentierung der Hörer*innen klammern sich die Label je länger desto verzweifelter an alles, was irgendwie viral gegangen ist.
  • Die DSPs haben das Problem, dass der größte Anteil ihrer Einnahmen, rund 70 %, an die Rechteinhaber*innen der Musik geht. Musik zu lizenzieren ist teuer, insbesondere Musik von den etablierten Labels. Für die DSPs ist es daher lukrativ, auf „günstigere“ Musik wie lizenzfreie Songs, Mood-Musik oder sogar von KI erstellte Tracks zu setzen. Das Ergebnis: Labels und Künstler haben das Nachsehen und die Qualität der Musik auf den DSPs sinkt merklich.
  • Für viele Künstler*innen ist es das Ziel, von ihrer Kunst leben zu können. Viele erkennen jedoch bald, dass das Geld, das sie von den DSPs erhalten, dafür nicht ausreicht. Somit haben die DSPs auch nicht mehr unbedingt Priorität. Natürlich laden sie ihre Musik weiterhin auf die Streamingdienste hoch, aber die Promotion und Monetarisierung findet vermehrt anderswo statt. Das führt dazu, dass das kulturelle Kapital der DSPs sinkt und andere Orte entstehen, wo man mit den Fans in Kontakt tritt. Nicht zuletzt führt das Bespielen von immer mehr Kanälen bei vielen Musiker*innen zu einem Burnout.
  • Wie man sehen kann, kämpft jeder der Beteiligten mit eigenen Problemen und eine Verbesserung für eine Partei bedeutet meistens einen Verlust für eine andere.
  • Für MIDiA ist klar, dass sich die Ökonomie des Streamings grundlegend ändern muss, um aus dieser Negativspirale ausbrechen zu können. Genau dies fordern unzählige Künstler*innen schon länger und auch Universal Music drängt seit diesem Jahr auf ein neues Streamingsystem. Wann wir erste Ergebnisse sehen können, wird sich zeigen.
  • Wir sollten jedoch aufhören, die heutige Situation mit einer Vergangenheit zu vergleichen, in der globale Superstars den Ton angaben. Deren Zeit läuft ab, dafür gibt es immer mehr mittelgroße Stars mit extrem treuer Fangemeinde.
  • Tatiana Cirisano geht sogar so weit zu empfehlen, dass aufstrebende Künstler*innen eben genau keinen viralen Moment haben sollten, da dies nicht unbedingt die beste Grundlage für eine langfristige Karriere ist. Vielmehr sollte sich die Industrie wieder darauf besinnen, die Musiker*innen erst in Ruhe aufzubauen, bevor sie richtig durchstarten. Food for thought!

YouTube und Universal Music kooperieren für KI-Inkubator

  • Es gibt Bewegung in der Beziehung zwischen der Musikindustrie und KI. Kürzlich berichtete ich darüber, dass die beiden Majors Universal und Warner mit Google zusammenarbeiten. Nun wurde bekannt, dass Universal auch mit YouTube kooperiert, die ebenfalls zu Google gehören, um im Bereich KI gemeinsam Tools zu entwickeln.
  • Diese Tools sollen sichere, verantwortungsvolle und nicht zuletzt profitable Möglichkeiten für die Musik-Rechteinhaber*innen bieten, schreibt Universal-CEO Lucian Grainge in einem Gastbeitrag auf dem YouTube-Blog.
  • Auch der YouTube-CEO Neal Mohan hat einen Blog-Post verfasst, in dem er die drei Grundsätze ausformuliert, die sie bei der Entwicklung neuer KI-Tools leiten werden.
  • Grundsatz Nr. 1: KI ist da, und wir werden sie gemeinsam mit unseren Musikpartnern verantwortungsvoll nutzen.
  • Grundsatz #2: KI leitet ein neues Zeitalter der kreativen Ausdrucksweise ein, muss jedoch angemessenen Schutz bieten und Möglichkeiten für Musikpartner freischalten, die sich dafür entscheiden, daran teilzunehmen.
  • Grundsatz Nr. 3: Wir haben eine branchenführende Vertrauens- und Sicherheitsorganisation und Inhaltsrichtlinien aufgebaut. Wir werden diese skalieren, um den Herausforderungen der KI zu begegnen.
  • Bereits jetzt wird eine Art neue Content ID diskutiert, die Deepfakes erkennt und diese dann für die Künstler*innen monetarisiert.
  • Dies soll zudem kein Alleingang von YouTube und Universal werden. Andere Branchenakteure sind eingeladen, sich ebenfalls zu beteiligen.
  • Derzeit scheint es jedoch so, als würden sich Universal und Google gemeinsam an die Spitze setzen, um die Regulierung und Monetarisierung von KI-Musik voranzutreiben. Ob das für Musiker*innen von Nutzen ist, wenn die wohl mächtigste Firma der Welt und die größte Musikfirma gemeinsam die Speerspitze bilden, ist sicherlich diskussionswürdig. Erste kritische Stimmen werden bereits laut und das ist auch richtig und wichtig!

Bonus Reads

  • Die Zahlen des ersten Halbjahrs 2023 im österreichischen Musikmarkt wurden veröffentlicht. In diesem Zeitraum wurden 98,3 Millionen Euro umgesetzt, was einem stolzen Umsatzplus von 15,5% im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 entspricht. Es wurden 8,6 Milliarden Songs gestreamt, was zu einem Marktanteil des Streamings von 83% führt. Der Umsatz mit Vinyl ist um 17% angestiegen, was einen Marktanteil von 5,5% ausmacht. Dieser Anstieg kompensiert beinahe den Rückgang bei den CDs, die noch einen Marktanteil von 8,6% besitzen.
  • Dieser Artikel von Billboard zeigt, dass sich früher vor allem die Industrie für die Charts interessiert und die Labels ihre Acts in die Charts pushen wollten. Inzwischen übernehmen jedoch immer häufiger Superfans diesen Job und das mit (fast) allen Mitteln.
  • Wired wirft einen Blick auf HipHop im Jahr 2073, wenn es seinen 100. Geburtstag feiern wird. Natürlich handelt es sich um Science Fiction, zweifellos ist diese beängstigend, aber irgendwie auch auf eine bestimmte Art und Weise auch hoffnungsvoll.
  • Dieses Jahr feiern wir HipHop und seine Legenden. Doch Billboard fragt sich, wer die zukünftigen Legenden sein werden und wer HipHop in den nächsten Jahren voranbringen wird. Dabei beschränken sie sich nicht nur auf Künstler*innen, sondern listen auch Songwriter*innen, Producer*innen und Leute, die hinter den Kulissen wirken, auf. Am Ende wird die Liste 50 Namen umfassen. Die ersten 10 gibt es hier.

Industry Groove – Woche 33

In meinem Newsletter der vergangenen Woche habe ich über die bevorstehende Zusammenarbeit von Google mit den Majors Universal und Warner berichtet. Gemeinsam wollen sie die Deepfake-Problematik lösen, sodass Fans ohne rechtliche Probleme die Stimmen und Melodien ihrer Lieblingsacts nutzen können und diese wiederum daran verdienen. Da die Informationen noch äußerst vage sind, bleiben momentan deutlich mehr Fragen als Antworten. Zum Beispiel: Wenn Taylor Swift ihre Stimme für Deepfakes freigeben würde und die Tools zur Erstellung von Deepfakes immer besser und einfacher zu nutzen werden (wovon man ausgehen muss), wer soll dann all diese wohl abertausenden TAIlor-Swift-Songs anhören, um sie nach toxischen Inhalten abzuklopfen? Hätte das Team von Taylor auch das Recht, Songs nur aufgrund der musikalischen Qualität abzulehnen? Und würden die Songs der „echten“ Taylor und von TAIlor auf demselben Profil bei den DSPs landen? Weitere offene Fragen findet ihr weiter unten.

Ein weiteres Beispiel dafür gefällig, wie (erschreckend) gut KI heute schon ist? Dann höre dir diese “Kollaboration“ von Tupac und DMX an.

Herzlichen Dank an alle, die an der Umfrage teilgenommen haben und für die fast ausschließlich positiven Rückmeldungen. Schön zu wissen, dass der Newsletter zwar lang ist, aber für die meisten nicht zu lang und dass ich häufig die relevanten Themen hineinpacke. Das gibt einen zusätzlichen Motivationsschub!


Die Deepfakes-Lösung von Google und den Majors birgt neue Probleme

  • Ganz nach dem Motto „If you can’t beat ‘em, join ‘em» scheinen die Majors bereit zu sein, Deepfakes ihrer Künstler*innen zukünftig zuzulassen.
  • Das ist zum einen verständlich und bietet sogar großes Potenzial zur Monetarisierung. Gleichzeitig ist es auch nicht gänzlich risikofrei, wie MBW in diesem Artikel aufzeigt und folgende Probleme skizziert:
  • Erstens sehen sie die Möglichkeit, dass KI-Songs zu einer ernsthaften Konkurrenz für die “echten” Songs eines Artists werden. Wenn zum Beispiel ständig neue Fake-Drake-Songs auf den Markt kommen und einige davon sogar zu Hits werden, könnte dies das Interesse an neuen Songs von Drake schmälern, da die Fans ja bereits ihre Dosis in Form von Deepfakes erhalten. Weiter stellt sich die Frage: Würde Drake dann zum Beispiel diese KI-Hits bei seinen Shows spielen und wenn ja, wer wird dann bezahlt? Schöne neue Welt!
  • Obwohl die Künstler*innen wohl die Möglichkeit haben werden, ihre Stimmen nicht für Deepfakes zuzulassen, wird es wohl einen starken Druck geben, dies trotzdem zu tun. Nicht zuletzt, weil es natürlich auch wenn eine legale Lösung da ist, weiterhin zahllose illegale Deepfakes im Netz geben wird. Vielen Artists bleibt womöglich gar keine andere Möglichkeit als mitzuspielen.
  • Drittens könnte der Deepfake-Content dafür sorgen, dass weniger neue Acts entdeckt werden. Nicht nur gibt es mehr Songs von den aktuellen Top-Acts, hinzu käme wohl auch noch sehr viel neue Musik bereits verstorbener Künstler*innen. Dadurch bleibt von der ohnehin begrenzten Aufmerksamkeitsspanne der Fans ein noch kleinerer Teil für neue, aufstrebende Acts übrig.

HipHop sorgt für fast einen Viertel aller Spotify-Streams

  • Passend zum Geburtstag von HipHop hat Spotify einige Statistiken rund um das momentan populärste Genre veröffentlicht.
  • Gemäß dem Blogpost ist 2023 beinahe jeder vierte Stream HipHop zuzuordnen.
  • Luminate zeigte kürzlich, dass in den USA 27,3% aller Streams aus den Genres HipHop und R&B kommen. Die Zahlen von Spotify sind jedoch weltweit und machen sie daher noch eindrucksvoller.
  • Die USA sind nicht nur der Geburtsort von HipHop, sondern auch weiterhin der wichtigste Markt. Darauf folgen Mexiko, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Indien, Kanada und, zu meiner Überraschung, Italien.
  • Weiter schreibt Spotify, dass 400 Millionen ihrer User HipHop-Musik gestreamt haben, das sind knapp 73% der monatlich aktiven User.
  • Noch einige weitere interessante Fakten: In den letzten drei Jahren waren von den 50 meistgestreamten Künstlern auf Spotify immer beinahe die Hälfte HipHop-Acts.
  • Über 53 Millionen User-Generated sowie Spotify-Playlists haben HipHop oder Rap im Titel und 2 Milliarden Playlists beinhalten mindestens einen HipHop-Song.
  • Die meistgehörte HipHop-Playlist ist Rap Caviar, was auch die Spotify-Playlist mit den zweitmeisten Followern überhaupt ist.
  • Warum HipHop im Live-Sektor nicht gleich hohe Marktanteile erreicht wie beim Streaming, analysiert dieser Artikel.

Bonus Reads

  • YouTube Music ist der nächste DSP, der vertikale Videos zur Entdeckung neuer Musik einsetzt. Diese findet man neu unter dem Tab “Samples“. Über diese Samples kann man nicht nur diverse Aktionen auf YouTube Music durchführen, wie den Song liken oder zu einer Playlist hinzufügen, es besteht auch eine direkte Verbindung zu YouTube Shorts. Zudem zählen angesehene Samples als Views auf dem Musikvideo. YouTube nutzt und kombiniert hier also geschickt seine verschiedenen Angebote.
  • Wenn wir schon von YouTube Shorts sprechen: Möchtest du wissen, wie die Algorithmen der Shorts funktionieren? Hootsuite ist in die Thematik eingetaucht.
  • Schritt für Schritt bietet Spotify den Künstler*innen auf ihrer Plattform zusätzliche Einnahmemöglichkeiten. Der neuste Move ist, dass sich Spotify nun mit Patreon verbinden lässt – jedoch ist dies vorerst nur für Podcaster*innen möglich. Ob dies auch auf Musiker*innen ausgeweitet wird, ist bislang nicht bekannt. Ob sich Patreon für Musiker*innen lohnt, habe ich in diesem Post erforscht.
  • Die längst überfälligen Preiserhöhungen bei den DSPs gehen munter weiter. Nun ist wieder Amazon Music an der Reihe, die in den USA den Preis für Amazon Music Unlimited und Amazon Music Unlimited Family um jeweils einen Dollar erhöhen.
  • Ab sofort ist es möglich, Musik nicht nur zu Stories, Reels oder einzelnen Feed-Fotos auf Instagram hinzuzufügen, sondern auch zu Karussell-Posts (sofern es sich nicht nur um Videos handelt).

Industry Groove – Woche 32

Das Streaming hat die Musikindustrie vor dem Untergang gerettet und nun sollen die Superfans die Musikindustrie vor dem Streaming retten. So könnte man die aktuellen Hoffnungen vereinfacht und zugespitzt formulieren. Der wichtigste Artikel dieser Woche zeigt jedoch, dass viele Fans es „verlernt“ haben, Superfans zu sein, und es eine schwierige, aber immens wichtige Aufgabe sein wird, ihnen dies wieder beizubringen.

Die zweite wichtige Meldung der Woche betrifft die sich anbahnende Zusammenarbeit zwischen Google und den Majors im Bereich KI und Deepfakes. Noch ist zu wenig bekannt für eine genaue Einordnung, aber es scheint jetzt schon klar zu sein, dass mit dieser Zusammenarbeit wohl entscheidende Weichen gestellt werden.

Danke an alle, die meine Kurzumfrage bereits ausgefüllt haben. Ich lasse diese noch eine weitere Woche laufen und bitte alle, die bislang noch nicht die Zeit hatten, sich doch diese Minute noch zu nehmen.

Morgen feiert HipHop seinen 50. Geburtstag. Einer, der nicht nur viel zur Kultur, sondern auch zum Jubiläum beigetragen hat, ist Nas. Daher lege ich euch dieses Interview ans Herz. Nas ist nicht nur Künstler und Geschäftsmann, sondern halt auch immer noch Fan.


Fans müssen animiert werden, wieder Superfans zu sein

  • Superfans sind in letzter Zeit vermehrt ein Thema, so etwa im Newsletter der letzten Woche, in dem ich die Zahlen einer Spotify-Studie präsentierte. Der neueste Artikel von MIDiA will zwar keineswegs die Wichtigkeit dieser Superfans in Frage stellen, warnt aber davor, sie zu Heilsbringern hochzustilisieren.
  • Mark Mulligan zeigt darin, dass Superfans schon seit jeher wichtig waren, es in Zukunft aber womöglich nicht mehr so sehr sein werden und zwar aufgrund der von der Streamingbranche hervorgebrachten Veränderungen der Industrie.
  • Mit einem kurzen Abriss der Geschichte der Superfans zeigt Mulligan, dass es früher praktisch keine Grenzen gab, wie viel ein Superfan monatlich ausgab. Investiert wurde dabei hauptsächlich in physische Tonträger.
  • Mit dem Aufkommen des Streamings verlagerten sich die Ausgaben der Superfans in den Bereich der Live-Shows und des Merchandisings.
  • Die Superfans, die früher mehrere Alben im Monat kauften, bezahlen nun plötzlich genauso viel für ein Streaming-Abo wie ehemalige Gelegenheitskäufer. Zudem wuchs eine Generation heran, für die es normal ist, alle Musik der Welt für 9,99 (oder jetzt 10,99) zu erhalten. Oder wie Mulligan schreibt: “When everybody’s super, no one’s super.”
  • Solange das Streaming für stetiges Wachstum sorgte, schien das aber niemanden so richtig zu interessieren. Doch jetzt, wo selbst die Majors Veränderungen bei den DSPs einfordern, verschiebt sich der Fokus wieder stärker auf die Superfans. Jedoch steht man nun vor dem Problem, dass sich nach 15 Jahren Streaming-Ära das Konsumverhalten komplett verändert hat.
  • Man muss die Fans also erst wieder dazu animieren, man könnte auch sagen erziehen, Superfans zu sein. Wo Mulligan hier jedoch einen weiteren Stolperstein sieht: Bei einem Livekonzert erhält der Fan ein einmaliges Erlebnis. Kauft er ein Vinyl oder eine sonstige Special Edition jedoch nur Musik, die er auch auf den Streaming-Plattformen findet.
  • Es braucht somit also neue Dinge, die den Fans einen Mehrwert bieten und ihnen einen Grund geben, mehr Geld auszugeben, ohne dass sie sich dabei fühlen, als wären sie um ihre Kohle betrogen worden. Ohne diesen Mehrwert werden die Superfans kaum zu einer solchen Stütze, wie viele es gegenwärtig erhoffen.

Amazon Music bringt Merch auf Bandsintown

  • Zu dem oben genannten Artikel über die Superfans passt diese Meldung über die Zusammenarbeit von Amazon Music und Bandsintown, die nochmals unterstreicht, dass sich die Einnahmen in den Livesektor und den Merchandise-Bereich verschoben haben.
  • Amazon Music sorgt ab sofort dafür, dass auf der Konzert-Entdeckungsplattform Bandsintown nicht nur die Shows deiner Lieblingskünstler*innen ersichtlich sind, sondern auch gleich noch deren Merch gekauft werden kann.
  • Unter dem Begriff „Merch“ fallen hierbei nicht nur T-Shirts oder Hoodies, sondern auch physische Tonträger sowie weitere Accessoires.
  • Alle Künstler*innen, die ihr Merch bereits über Amazon Music anbieten, können dies nun auch auf Bandsintown integrieren und mit den Bandsintown-Marketing-Tools bei ihren Followern bewerben.

Major-Labels und Google verhandeln über KI-Tool mit Deepfakes

  • Obwohl die rechtliche Situation hinsichtlich Deepfakes wie Fake-Drake nicht ganz so klar ist, wie es auf den ersten Blick scheint, gehen die Majors, vor allem Universal Music, rigoros gegen Deepfakes vor und lassen sie wo immer möglich entfernen. Dies dürfte weiterhin die Strategie bleiben, bis ein Tool vorhanden ist, mit dem sie selbst an den Deepfakes verdienen können.
  • An einem solchen Tool arbeiten die Majors Universal Music und Warner Music offenbar mit Google. Dies berichtet zumindest die Financial Times. Mit diesem Tool sollen Nutzer*innen neue Musik basierend auf bestehenden Songs oder mit den Stimmen bekannter Acts erstellen können.
  • Die Urheberrechtsinhaber*innen sollen dann automatisch entlohnt werden. Die Artist sollen jedoch auch die Möglichkeit haben, sich nicht zu beteiligen.
  • Weiter wurde vermeldet, dass der YouTube Music Boss und Industrie-Veteran Lyor Cohen bei dem Projekt involviert ist. Weder er noch sonst jemand hat sich bislang offiziell geäußert.
  • Damit würden also ein Tech-Riese gemeinsam mit den Riesen der Musikindustrie für die Regulierung und Lizenzierung im Deepfake-Bereich sorgen und es ist nicht auszuschließen, dass andere Tech-Giganten nachziehen. Inwiefern kleinere Start-Ups, die in dem Bereich aktiv sind, noch eine Chance haben, ist nun natürlich fraglich.
  • Da aber alles noch in einem sehr, sehr frühen Stadium ist, bleiben entsprechend noch sehr viele Fragen offen. Es wird auch noch einen Moment dauern, bis das Tool effektiv eingeführt wird.

Bonus Reads

  • Billboard zeigt in diesem unaufgeregten Artikel abseits jeglicher Fake-Drake-Aufregung, was KI in der Musikindustrie bereits alles verändert hat.
  • Threads hat einen raketenhaften Start hingelegt und innerhalb weniger Tage die Marke von 100 Millionen Usern geknackt. Viele Musiker*innen lässt dies jedoch bislang kalt, wie dieser Artikel von Music Ally zeigt. Generell mehren sich die Anzeichen, dass der Start zwar raketengleich war, jedoch schon bald der Sinkflug einsetzte.
  • Bandcamp hat ein neues Tool namens Listening Party lanciert, welches genau das bietet, was der Name verspricht. Man hört sich sein Album gemeinsam mit seinen Fans an, die es währenddessen (vor-) bestellen können. Derweil kann man via Live Chat direkt mit den Fans in Kontakt treten.
  • Was wäre, wenn Spotify in den USA dem Vorbild von TikTok Music, Deezer oder Gaana folgen würde und sein Free Tier beenden würde, um zusätzliche Subscriber zu gewinnen? Dieser Frage geht der interessante Artikel von MBW nach, der zeigt, dass es Millionen zusätzlicher Abonnenten bedürfte, um die verlorenen Werbeerträge zu kompensieren.
  • Alle drei Major-Labels haben ihre Zahlen für das zweite Quartal veröffentlicht und das hat MBW veranlasst, zu überprüfen, wie die drei größten Labels im ersten Halbjahr abgeschnitten haben. Zusammen haben die Majors (einschließlich Publishing) 12,99 Milliarden umgesetzt, was genau eine Milliarde mehr ist als im ersten Halbjahr 2022. Mit anderen Worten sind das 72 Millionen pro Tag oder 3 Millionen pro Stunde. Weiteres Zahlenmaterial gibt es hier.
  • Nur im Fußball wird das Publikum noch miserabler behandelt als in der Livemusik-Industrie, findet zumindest Eamonn Forde in diesem gleichzeitig amüsanten und zum Nachdenken anregenden Meinungsbeitrag.
  • Der KI-DJ von Spotify war zunächst nur für Premium-Abonnenten in den USA und Kanada verfügbar. Später wurde er in Großbritannien und Irland eingeführt und ist nun in 50 Ländern erhältlich, in denen Englisch eine der Hauptsprachen ist. User in Deutschland, der Schweiz und Österreich müssen sich entsprechend weiterhin gedulden (sofern sie überhaupt daran interessiert sind).
  • Vor einigen Monaten hat Meta das Tool MusicGen veröffentlicht. Wie sich nun zeigt, war dies jedoch nur der erste Schritt im Bereich der Musik-KI. Unter dem Namen AudioCraft fasst Meta drei Produkte zusammen: AudioGen, EnCodec und das bereits bekannte MusicGen. Alle drei sind Open-Source-Tools und dienen somit viel eher als Grundlage für neue Projekte als als fertige Lösungen.

Industry Groove – Woche 31

Für alle, die von Anfang an dabei sind, ist dies heute der fünfzehnte Industry Groove Newsletter. Wenn man fünfzehnmal dasselbe gemacht hat, darf man ja auch mal fragen, wie es denn so gewesen ist. Deshalb wäre ich überaus dankbar, wenn du an dieser wirklich (!) kurzen Umfrage teilnehmen könntest. Es dauert im allerschlimmsten Fall eine Minute, hilft mir aber im besten Fall wahnsinnig weiter. Grazia fitg (das ist das einzige, was ich auf Rätoromanisch, der vierten Landessprache der Schweiz, sagen kann. Ach ja, es bedeutet vielen Dank).


Spotify Studie: 2% Superfans sorgen für 18% der Streams und 52% der Merch-Käufe

  • Es ist kein Geheimnis, dass Superfans für Künstler*innen von immenser Bedeutung sind und daher oft Gegenstand von Untersuchungen und Analysen sind.
  • Luminate hat beispielsweise 15% der US-Bevölkerung als Superfans identifiziert, die monatlich 80% mehr ausgeben als Durchschnittskonsument*innen. Goldman Sachs wiederum glaubt, dass 20% aller Personen, die über ein kostenpflichtiges Streaming-Abo verfügen, in die Kategorie der Superfans fallen.
  • Nun hat auch Spotify seinen immensen Datenberg angezapft und eine Studie zu den Superfans, oder wie sie es nennen, Super Hörer*innen, veröffentlicht. Dies geschah natürlich vor dem Hintergrund, dass kürzlich auf Spotify for Artists der Bereich Segmente eingeführt wurde, der den Künstler*innen u.a. zeigt, wie viele ihrer Hörer*innen Superfans sind.
  • Was hat Spotify herausgefunden? Im Durchschnitt sind 2% der monatlichen Hörer*innen Super Listener. Diese sorgen jedoch für 18% der monatlichen Streams.
  • Für mich eher überraschend: Je weniger monatliche Hörer*innen ein Artist hat, desto geringer ist der Anteil der Superfans. So macht der Anteil der Superfans bei den Artists mit bis zu einer Million monatlichen Hörer*innen nur 1% aus. Bei den Künstler*innen mit 5 bis 25 Millionen monatlichen Hörer*innen sind es 3% und bei der Elite mit mehr als 25 Millionen sogar 5%.
  • Ebenso schwankt der Anteil der Superfans an den monatlichen Streams. Der Einfluss ist am größten bei denjenigen Künstler*innen, die ganz oben und ganz unten auf der Pyramide stehen. Bei den Artists mit über 25 Millionen monatlichen Hörer*innen sorgen die Superfans für satte 30% aller Streams. Bei den Artists mit bis zu 10.000 monatlichen Hörer*innen sind es 22%.
  • Am wenigsten Einfluss auf die Streams gibt es bei der Mittelklasse, also Künstler*innen mit 10.000 bis zu einer Million monatlichen Hörer*innen. In diesem Bereich sorgen die Superfans für 13% aller Streams.
  • Am stärksten wächst die Anzahl Super-Hörer*innen, wenig überraschend, wenn man neue Musik releast. Jedoch sind die Super-Hörer*innen sehr treu. Mehr als zwei Drittel hören die Musik auch ein halbes Jahr später noch.
  • Die Zahlen in Sachen Merch-Verkäufe sind eindrucksvoll. Die Superfans machen zwar nur 2% aller Hörer*innen aus, sind jedoch für 52% aller Merch-Käufe verantwortlich.
  • Die meisten Superfans findet man laut Spotify übrigens in Lateinamerika.

Künstler*innen nutzen KI, sind aber auch besorgt

  • KI ist das Thema der Stunde und es wird viel darüber diskutiert, was dies für einen Einfluss auf die Musikindustrie aber auch für die Künstler*innen selbst hat. Believe und ihre Tochterfirma TuneCore fanden, dass es an der Zeit sei, die Artists selbst zu befragen. Ihre Umfrage wurde von 1.588 Independent Künstler*innen aus 10 Ländern beantwortet, die fast gleichermaßen in den Bereichen Pop, HipHop, Rock und Electronic angesiedelt sind.
  • Die Umfrage ergab, dass 50% der Befragten „bewusst und engagiert in KI“ sind und eine „positive Wahrnehmung seiner Vorteile und Chancen“ haben. Hingegen sind 39% „unwissend und gleichgültig gegenüber KI“ mit „Ängsten und Bedenken bezüglich der Technologie“.
  • Nur 27% der befragten Künstler*innen haben bereits KI-Tools eingesetzt. In dieser Gruppe nutzten 57% KI für Artworks, 37% um Promo-Assets zu erstellen und 20% um Fans zu gewinnen.
  • 35% der Befragten sind grundsätzlich daran interessiert, KI in ihren kreativen Prozess einfliesse zu lassen, die meisten davon primär im Bereich Marketing und Promotion.
  • Interessanterweise sind 50% bereit, ihre Musik für maschinelles Lernen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig wird viel Wert auf einen verantwortungsvollen Umgang mit KI gelegt. Konkret bedeutet dies: Für das maschinelle Lernen braucht es die Zustimmung, zudem soll es vergütet werden und die Künstler sollen Credit dafür bekommen.
  • Alles in allem zeigen die Künstler*innen einen sehr nüchternen Umgang mit KI, ohne blinde Technologiegläubigkeit, aber auch nicht mit grundsätzlicher Ablehnung. Gewisse Ängste sind jedoch trotzdem vorhanden.
  • 77% der Befragten befürchten, von KI ersetzt zu werden. 61% sorgen sich um Plagiate und 46% über die gerechte Verteilung der Einnahmen.

Bonus Reads

  • Letzte Woche verkündete YouTube, dass sich 2 Milliarden eingeloggte User Shorts anschauen. Nun will auch Meta mit Zahlen untermauern, wie wichtig ihre Reels sind (obwohl es daran auch Zweifel gibt). Laut Herr Zuckerberg werden täglich 200 Milliarden Reels auf Instagram und Facebook angeschaut. Letzten Herbst waren es noch 140 Milliarden. Auch die Monetarisierung der Reels laufe blendend. Wurden im vergangenen Herbst noch 3 Milliarden Dollar umgesetzt, sind es nun bereits 10 Milliarden.
  • Nur ein kleiner Anteil der Künstler*innen sorgt für die Mehrheit der generierten Streams bei Spotify. Neuste Zahlen zeigen, dass es sich bei Twitch ähnlich verhält. Die Top 100 Streamer sorgen für 20% aller Views, die Top 1.000 für 46% aller geschauten Stunden und die Top 10.000 bereits für 76%. Somit sorgen nur 5% der Streamer für Dreiviertel der Views.
  • Der neueste Artikel / Podcast auf Trapital behandelt den aktuellen Stand der Dinge bei den Middle-Class-Musiker*innen.

Industry Groove – Woche 30

Ich war diese Woche zwei Tage krank (ohhh) und deshalb fällt der Newsletter etwas kürzer aus. Der Fokus liegt dabei ganz auf Spotify. Der Streaming-Gigant hat nämlich nicht nur die Zahlen des zweiten Quartals veröffentlicht, sondern auch – ich wage kaum es hinzuschreiben – die Preise in über 50 Märkten erhöht. Kann mich bitte jemand kneifen? Ich träume doch nicht, oder? Diese Erhöhung ist natürlich mehr als überfällig und für sich betrachtet auch keine Revolution, aber trotzdem ein wichtiges Zeichen. Es besteht also durchaus die Chance, dass es zum Konsens wird, dass die wichtigen DSPs kontinuierlich ihre Preise anpassen und somit natürlich mehr Einnahmen für Musiker*innen generieren. Momentan kompensieren die vorsichtigen Erhöhungen freilich nicht einmal die Inflation und man kann sich fragen, ob leicht steigende Mehreinnahmen ein angeschlagenes System noch retten können. Berechtigte Einwände, aber freuen wir uns einfach mal an diesem kleinen, aber nicht ganz unwichtigen Schritt.


Spotify erhöht endlich die Preise

  • Lange Zeit hat Spotify nur sehr selektiv die Preise erhöht und ansonsten von der Seitenlinie aus zugeschaut, wie die Konkurrenz, zuletzt auch YouTube Music, die Preise leicht nach oben angepasst hat. Ich hatte erwartet, dass Spotify ihr „Supremium“-Abo einführt und in diesem Zusammenhang die gesamte Preisstruktur anpasst, aber es kam nun anders.
  • Der Marktführer belässt vorerst seine Abonnements wie sie sind, passt jedoch deren Preise in 53 Märkten, einschließlich der USA, endlich an. Zwölf lange Jahre war der Preis in den USA unverändert geblieben.
  • In den deutschsprachigen Ländern steigt der Preis vorerst nur in Österreich, während er in Deutschland und der Schweiz gleich bleibt. Dass der Preis in Deutschland nicht steigt, ist durchaus bemerkenswert, da er in Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, Portugal und den skandinavischen Ländern durchweg angehoben wird.
  • Warum sollten sich Musiker*innen darüber freuen, dass ihre Fans mehr bezahlen müssen? Natürlich, weil dadurch mehr Geld zur Verfügung steht, das verteilt werden kann. Wie viel hat MBW in etwa kalkuliert.

Spotify hat deutlich mehr User, verdient aber immer weniger an diesen

  • Einen Tag nach der Preiserhöhung gab Spotify die Zahlen für das zweite Quartal 2023 bekannt. Diese sehen auf den ersten Blick vielversprechend aus, auf den zweiten ein bisschen weniger…
  • Konzentrieren wir uns zunächst auf die Userzahlen: Spotify hat nun 220 Millionen Premium-Abonnent*innen, das sind 10 Millionen oder 5% mehr als im letzten Quartal und 32 Millionen bzw. 17% mehr als vor einem Jahr.
  • Die monatlich aktiven User (MAU) belaufen sich auf 551 Millionen, das entspricht 36 Millionen oder 7% mehr als im Q1 2023 und 118 Millionen respektive 27% mehr als im Vorjahr.
  • Besonders stark gewachsen sind die Ad-Supported MAUs, nämlich um satte 34% auf 343 Millionen.
  • Allgemein bezeichnet Spotify das Wachstum als das bislang stärkste ihrer Geschichte und man konnte die Vorhersagen deutlich übertreffen. Das ist also durchaus erfreulich.
  • Sehen wir uns nun die Finanzzahlen an: Die Premium-Abonnenten steuerten 2,77 Milliarden Euro zu den Quartalsumsätzen bei, zusätzliche 247 Millionen Euro kamen durch die Werbeeinnahmen hinzu.
  • Nun zu dem, was negativ ins Gewicht fällt: Spotify kann zwar seine Nutzerzahl steigern, verdient jedoch im Schnitt pro User stetig weniger. Der „Average Revenue per User“ sank im Jahresvergleich um 6% und liegt nun bei 4,27 Euro. Im ersten Quartal 2023 waren es noch 4,32 Euro. Durch die Preiserhöhungen dürfte dieser Wert bald merklich ansteigen.
  • Trotz oder gerade wegen (Stichwort Abfindungen) zahlreicher Entlassungen bleibt unter dem Strich ein Verlust von 247 Millionen Euro. Das ist deutlich mehr als im selben Quartal des Vorjahres (125 Millionen) sowie im ersten Quartal dieses Jahres (156 Millionen).
  • Wie so oft zeigt sich also ein durchwachsenes Bild. Legt man den Fokus ausschließlich auf die Steigerung der Nutzerzahlen, kann man sicherlich zufrieden sein. Schaut man jedoch, wie viel Umsatz diese bringen, wird man mit stetig sinkenden Zahlen konfrontiert.
  • Trotz der Preiserhöhungen und des rekordhohen Nutzerzuwachses sank der Preis der Spotify-Aktie merklich.

Twitter ist jetzt X und auf TikTok kann man nun auch Texte posten

  • Immer wenn man glaubt, Elon Musk könnte es bei Twitter nicht noch bunter treiben, kommt der nächste Hammer. Nun hat er offenbar beschlossen, den Brand Twitter zu beerdigen und die Plattform neu X zu nennen. Ich enthalte mich eines Kommentars und zitiere: “Eine sofort erkennbare Farbpalette, ein weltweit bekanntes Logo und Markenverben wie ‚tweeten‘ haben sich in den Zeitgeist der Populärkultur eingeprägt. All dies wurde über Nacht zerstört. Dies ist vielleicht das schlimmste Rebranding der letzten Jahre und wird sicherlich eine Fallstudie für Designstudenten in den kommenden Jahren sein.“
  • Die Konkurrenz nutzt die selbstverschuldete Schwächung von Twitter X natürlich aus. Meta hat deshalb erfolgreich Threads gestartet und auch TikTok versucht, daraus Kapital zu schlagen. Neu sind nun auch Text-Postings auf TikTok möglich.
  • Die Textbeiträge können zudem mit Stickern, Tags, Hashtags, Hintergrundfarben und Musik verschönert werden.

In der Schweiz wird kaum schweizerdeutsche Musik gehört

  • In den beiden letzten Newslettern habe ich über die neuesten Zahlen von Luminate berichtet und auch darüber, dass der Anteil englischsprachiger Musik kontinuierlich sinkt. Dies führt in den jeweiligen Ländern dazu, dass Musik in der Landessprache die Charts dominiert und englischsprachige Songs verdrängt.
  • Die Medien der TX Group haben nun von Luminate die Zahlen für die Schweiz erhalten, und hier zeigt sich ein klar anderes Bild.
  • Natürlich muss man vorausschicken, dass die Schweiz über vier Landessprachen verfügt, wovon drei (Deutsch, Französisch und Italienisch) relevant sind, was die Sache natürlich etwas verkompliziert. Trotzdem zeigt sich ein deutlich anderes Bild als etwa in Deutschland, Frankreich, Italien oder Polen.
  • Die dominanten Sprachen sind Englisch, Deutsch (aber nicht Mundart) und Französisch, die für 83% aller Streams verantwortlich sind. 60,7% der gestreamten Songs sind auf Englisch, der Anteil sinkt jedoch auch hier langsam aber stetig. Das gilt auch für Songs in deutscher Sprache, die noch 14,8% ausmachen.
  • Die weiteren Plätze belegen Spanisch (4,4%), Italienisch (2,1%), Albanisch (1,2%) und erst dann Schweizerdeutsch (1,1%).
  • Die Deutschschweizer hören also offensichtlich viel lieber englischsprachige und deutsche Musik als Songs in Mundart.
  • Konkret gab es im ersten Halbjahr 2023 62 Millionen Streams von Schweizerdeutschen Songs. Das ist verglichen mit Englisch (3,4 Milliarden) und Deutsch (833 Millionen) verschwindend wenig.
  • Allein 3,5 Millionen dieser 62 Millionen Streams gehen auf das Konto von “Juicy”, dem Hit von EAZ, der im Q1 auf Platz 15 der meistgestreamten Songs landete.
  • Klar ist: Allein mit der Mehrsprachigkeit der Schweiz lassen sich diese niedrigen Zahlen für Mundart-Musik nicht erklären.

Bonus Reads

  • Diese Woche steht Spotify im Fokus, deshalb passt auch dieser Artikel gut dazu. In dieser interessanten Analyse wird gezeigt, wie Spotify durch die Unterbindung des Passwort-Sharings ähnlich wie Netflix viele zusätzliche Einnahmen generieren könnte.
  • Ich schätze die Analysen von MIDiA bekanntlich sehr. Hier kommt nur ihre neuste Vorhersage für die Zukunft der Musikindustrie bis 2030.
  • Und gleich noch eine MIDiA Analyse. Für diese haben sie die Zukunft der Live-Musik-Industrie untersucht. Was sie herausgefunden haben, erfährst du hier.
  • Natürlich haben nicht nur Spotify, sondern auch zahlreiche andere Firmen ihre Quartalszahlen veröffentlicht, darunter Alphabet und somit auch YouTube. Nach drei Quartalen mit sinkenden Werbeeinnahmen geht es bei YouTube nun wieder bergauf. Diese liegen bei 7,665 Milliarden Dollar, was 4,4% mehr als im Vorjahr entspricht. Separate Zahlen für YouTube Music werden nicht veröffentlicht. Zudem wurde verkündet, dass 2 Milliarden eingeloggte User Shorts anschauen. Vor einem Jahr waren es noch 1,5 Milliarden.

Industry Groove – Woche 29

„Es ist davon auszugehen, dass TikTok Music in den kommenden Monaten in zahlreichen weiteren Märkten an den Start gehen wird“, schrieb ich letzte Woche in meinem Newsletter. Nun ging es sogar noch schneller als erwartet. Nachdem TikTok Music zunächst nur in Indonesien und Brasilien launchte, wo es eigentlich nur eine Namensänderung war, ist der Dienst nun in drei neuen Territorien gestartet: Mexiko, Singapur und mit Australien auch im ersten sogenannten “westlichen Land“. Es ist stark davon auszugehen, dass dies erst das Aufwärmen ist für den Launch in den lukrativsten Märkten von Europa und den USA.

Ebenfalls letzte Woche schrieb ich, dass der Start von TikTok Music sehr wahrscheinlich bedeutet, dass TikTok sich mit den drei Majors einigen konnte. Zumindest die Einigung mit Warner Music ist nun öffentlich geworden. Da Sony Music seinen Katalog wieder auf Resso/TikTok Music hochgeladen hat, ist anzunehmen, dass auch dort eine Einigung erzielt wurde oder kurz bevorsteht. Und schließlich kann man sich natürlich fragen, ob TikTok Music wirklich an den Start gegangen wäre, ohne dass der wichtigste Major, Universal Music, dies abgenickt hat. Ob TikTok Music aber auch Universals Vision von einem Artist-Centric-Modell teilt? Momentan sieht es nicht danach aus, da ihr Ökosystem eher zur Überflutung mit neuer Musik beiträgt. In der Mitteilung zum Deal mit Warner heißt es zumindest: „Darüber hinaus wird der Deal die gemeinsame Entwicklung zusätzlicher und alternativer Wirtschaftsmodelle beinhalten.“ Was dies wohl genau bedeutet? Es bleibt spannend!


Die Expansion von TikTok Music hat begonnen

  • Wie bereits im Intro erwähnt, ist TikTok Music ab sofort in Mexiko, Singapur und Australien verfügbar. In allen drei Ländern wird es nur ein Premium-Angebot und kein werbebasiertes Gratis-Abo geben.
  • Zum Start gibt es eine Beta-Phase und die Teilnehmer*innen erhalten den Service drei Monate kostenlos. Die Preise danach sind in etwa mit der Konkurrenz vergleichbar, TikTok Music versucht also nicht, diese zu unterbieten.
  • Über eine weitere Expansion schweigt sich TikTok momentan noch aus. Sie geben aber immerhin bekannt, dass es diesbezüglich Neuigkeiten in den nächsten Monaten geben wird. Man darf gespannt sein, welche Märkte als nächstes avisiert werden.
  • Weiter gaben TikTok und Warner Music bekannt, ihren Deal verlängert zu haben. Sie bezeichnen diesen als eine Erweiterung ihrer bisherigen Vereinbarung.
  • Der Deal betrifft einerseits sowohl Warner Music als auch den Publishing-Ableger Warner Chappell. Und auf Seite ByteDance deckt der Deal TikTok, TikTok Music, CapCut sowie die „Commercial Music Library“ von TikTok ab.
  • Wie zu erwarten, wurden keine Details publiziert. Es ist somit auch nicht bekannt, ob Warner nun einen prozentualen Anteil an den Werbeeinnahmen von TikTok erhält.

Deutscher Musikmarkt: Halbjahresbilanz mehrheitlich positiv

  • Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) hat die Halbjahreszahlen der Umsätze der deutschen Musikindustrie veröffentlicht. Deutschland ist der viertgrößte Musikmarkt weltweit.
  • Der Gesamtumsatz betrug 1,056 Milliarden Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einem Wachstum von 6,6% entspricht.
  • Satte 75,7% des Umsatzes steuerte das Streaming bei, was ein Plus von 9,7% bedeutet. Insgesamt machten die digitalen Angebote 82% der Umsätze aus, das ist ein Anstieg um 8,4%. Auch keine Breaking News: Die Umsätze mit Downloads sanken um 4,9%. Diese steuern gerade mal noch 2,1% zu den Gesamtumsätzen bei uns sind somit völlig irrelevant geworden.
  • Weiterhin nicht völlig irrelevant sind hingegen physische Verkäufe. Diese steuern immerhin noch 18% zum Gesamtumsatz bei. Die Nachfrage sank nur um 0,8%, aufgrund des Wachstums des digitalen Bereichs ist der Anteil der physischen Verkäufe trotzdem gesunken. Im ersten Halbjahr 2022 betrug der Anteil der physischen Umsätze noch 19,8%.
  • Der mit CDs generierte Umsatz sank um 4,1%, sie tragen damit noch 11,2% bei. Der Umsatz mit Vinyl stieg um moderate 6,3%, ihr Marktanteil sank trotzdem von 6,2% auf nun noch 6,0%.

Spotify for Artists: zusätzliche Infos zu Hörer*innen hinzugefügt

  • Spotify wird berechtigterweise regelmäßig dafür kritisiert, dass sie nur einen Bruchteil der vielen Informationen, die sie über die Hörer*innen sammeln, mit den Künstler*innen teilen.
  • Immer mal wieder wird daher Spotify for Artists aktualisiert und stückweise erhalten die Artists und ihre Teams ein wenig mehr Informationen. So wie jetzt mit dem neuen Tab „Segmente“.
  • Diese zeigt dir, wie viele Hörer*innen du in den letzten zwei Jahren erreicht hast und unterteilt diese in drei Gruppe: Active Audience, Previously Active Audience sowie Programmed Audience.
  • Oder mit den Worten von Spotify: “Du kannst jetzt den Wert deines Publikums in jeder Entwicklungsphase verfolgen – von den Hörer*innen, die deine Musik gerade erst entdeckt haben, bis hin zu deinen aktivsten und einflussreichsten Fans, die einfach nicht genug bekommen können.”
  • Die Active Audience umfasst alle Hörer*innen, die deine Musik in den letzten 28 Tagen bewusst gehört haben, zum Beispiel über dein Artist-Profil, das Album oder ihre eigene Bibliothek oder Playlisten. Dieses Segment unterteilen sie weiter in Superfans. Moderate Hörer*innen sowie Gelegenheitshörer*innen.
  • Previously Active Audience: Dies sind alle Hörer*innen, die einst zur Active Audience gehörten, aber in den letzten 28 Tagen keinen deiner Songs bewusst gestreamt haben. Möglich ist aber, dass sie deine Musik über programmierte Quellen konsumierten.
  • Programmed Audience: Dies sind die Hörer*innen, die deine Musik nur über programmierte Quellen wie Editorial Playlists, algorithmisch erstellte Playlisten oder die Radio-Funktion gehört haben. Hier werden alle angezeigt, die mindestens einen deiner Tracks in den letzten zwei Jahren abgespielt haben.
  • Ich wiederhole mich zwar, aber trotzdem soll es nicht unerwähnt bleiben, dass es nun wichtig wäre, den Artists eine Möglichkeit zu geben, direkt mit ihren Superfans in Kontakt zu treten oder auch die „Previously Active Audience“ wieder zu aktivieren.

Vinyl-Boom hält an, auch andere Formate wachsen

  • In meinem Newsletter vergangene Woche habe ich bereits über den Halbjahresbericht von Luminate und die positiven Entwicklungen berichtet. Hier möchte ich nun einige zusätzliche Zahlen beleuchten, und zwar betreffend der verschiedenen Formate.
  • Obwohl es zeitweise so aussah, als würde das Wachstum bei den Vinylverkäufen abkühlen, stieg es in den USA im Jahresvergleich um 21,7%. Damit wuchs Vinyl prozentual gesehen sogar stärker als das Streaming.
  • Erstaunlich ist ebenfalls, dass abgesehen von den Downloads alle Formate ein Wachstum verzeichnen konnten, also auch die CDs, die um immerhin 3,8% wuchsen.
  • Dies ist den K-Pop-Künstler*innen zu verdanken, die abgesehen von Taylor Swift alle Top-10-Plätze bei den CDs belegen. Frau Swift war es dann auch, die mit Abstand am meisten Vinyl-Alben verkaufte (Midnights verkaufte sich 251.000 Mal, Folklore 107.000 Mal).
  • Insgesamt wurden im ersten Halbjahr in den USA 41,6 Millionen physische Alben verkauft, 13,3% mehr als im ersten Halbjahr 2022. 23,6 Millionen Vinyl-Alben und 17 Millionen CDs gingen über den Ladentisch, dazu immerhin noch 212.000 Tapes.

Es wird immer weniger englischsprachige Musik gehört

  • Alle, die alt genug sind, können sich noch daran erinnern, dass vorwiegend US- und UK-Acts die Charts und Radios dominierten und auf den Festivalbühnen standen. Auch viele deutsche Acts sangen auf Englisch und es dauerte einen guten Moment, bis es vorstellbar wurde, auf Deutsch oder Schweizerdeutsch zu rappen.
  • Diese Dominanz der englischen Sprache nimmt jedoch kontinuierlich ab, wie auch die jüngsten Zahlen des Luminate Reports zeigen.
  • Generell ist ein Trend zu beobachten, dass die Musikindustrie zwar globaler ist als je zuvor. Zoomt man jedoch auf die einzelnen Märkte, ist wiederum eine Lokalisierung erkennbar. Ich zitiere: “Vor zwanzig Jahren waren die deutschen Charts nur eine Kopie der britischen und amerikanischen Kultur. Heute findet man alles deutsche Acts.”
  • Von den 2022 weltweit konsumierten Songs sind noch 62,1% in englischer Sprache. Ein Jahr zuvor waren es noch 67,1%. Im ersten Halbjahr 2023 fiel diese Marke nun sogar auf 56,4%.
  • Selbst in den USA fällt der Anteil der englischsprachigen Musik, obwohl dieser natürlich immer noch stolze 88,3% beträgt.
  • Diese Zahl werde ich sicherlich weiterhin im Auge behalten, denn wenn der Trend so weitergeht, fällt der Anteil englischsprachiger Musik bald unter 50%.

Bonus Reads

  • Water & Music bietet mit ihrem neuesten Paper eine gute Übersicht darüber, wie DSPs funktionieren und wie Künstler*innen bezahlt werden. Wenig Neues, aber gute Wiederholung und einige Denkanstöße.
  • Pre-Saves sind bekanntlich ein wichtiges Mittel, um bereits vor dem Release für Welle zu sorgen und dann am Releasetag die Algorithmen zu stimulieren. YouTube Music hat sich nun mit Linkfire zusammengetan, um ebenfalls Pre-Saves anzubieten. Wie gewohnt wird das Release am Erscheinungsdatum in der Bibliothek der User gespeichert, zudem werden Daten mit dem Team der Artists geteilt. Anders als bei Spotify oder Apple Music ist man hier jedoch an eine Plattform – eben Linkfire – gebunden.
  • Apple Music hat ein Feature lanciert, mit welchem die Hörer*innen Artists zu ihren Favoriten hinzufügen können. Sobald sie dies tun, erhalten sie Benachrichtigungen darüber, wenn du neue Musik veröffentlichst. Außerdem haben sie Zugriff auf deine Inhalte unter „Jetzt hören“ und erhalten verbesserte Musikempfehlungen basierend auf deinen Inhalten. Auf Apple Music for Artists findest du Vorlagen, um dein Profil über Social Media zu bewerben und Fans dazu zu animieren, es als Favorit zu markieren.
  • Der Kollege Eamonn Forde argumentiert, dass die Wichtigkeit und Reichweite von DSPs (oder generell von Plattformen) nicht anhand ihrer Monthly Active User (MAU) gemessen werden sollte. Es gibt keine klaren Richtlinien zur Messung dieser Kennzahl und daher interpretiert jede Plattform sie so, wie es für sie am besten passt. Hier hat er wohl einen Punkt.

Industry Groove – Woche 28

Wenn man von TikTok spricht, denken viele verständlicherweise primär an die App, die in den letzten Jahren die Social-Media-Landschaft umgepflügt hat. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass die TikTok-Besitzerin ByteDance ein ganzes Ökosystem rund um TikTok aufgebaut hat. Auch wenn sie es selbst nicht so explizit sagen wollen, scheint es, als ob sie Musiker*innen ein Gesamtpaket bieten möchten, das Labels überflüssig macht. Obwohl sie betonen, selbst nicht als Label agieren zu wollen, ist die Stoßrichtung klar: Sie bieten mit Mawf und neuerdings Ripple Tools zur Musikerstellung an, SoundOn dient zum Vertrieb der Songs, TikTok selbst ist natürlich das Marketing-Tool für die Releases und konsumiert werden soll die Musik schließlich auf TikTok Music.

Genau, TikTok Music. Schon lange war klar, dass TikTok Music kommen würde, denn es hat schlichtweg zu viel darauf hingedeutet. Momentan ist das Ganze noch unspektakulär, in Indonesien und Brasilien, wo der Streamingdienst bislang Resso hieß, wird er zu TikTok Music umbenannt. Doch dies dürfte erst der Anfang sein. Jetzt, wo alle drei Majors, einschließlich Sony Music, ihren Katalog wieder auf Resso/TikTok Music anbieten, scheint es, als hätten sich ByteDance und die wichtigsten Player in der Musikindustrie über die Vergütung geeinigt. Damit dürfte der Weg für die Expansion frei sein und es ist davon auszugehen, dass TikTok Music in den kommenden Monaten in zahlreichen weiteren Märkten an den Start gehen wird.


TikTok Music ist hier

  • In Indonesien und Brasilien, wo der Streamingdienst von ByteDance bislang Resso heißt, ist TikTok Music nun am Start. Ab dem 5. September wird Resso in beiden Ländern vollständig eingestellt und die Benutzer können bis dahin zu TikTok Music wechseln. TikTok Music ist nur als Premium-Abonnement erhältlich, es gibt kein werbebasiertes Angebot.
  • In Indien, dem dritten Land, in dem Resso verfügbar ist, wird der Name beibehalten. Dies ergibt auch Sinn, da TikTok in Indien blockiert ist.
  • TikTok Music wird die Funktionalitäten von Resso übernehmen, neu ist jedoch, dass die User ihre TikTok- und TikTok-Music-Konten synchronisieren können. Dies ist ein überaus wichtiger Aspekt und die Verknüpfung der beiden Apps wird wahrscheinlich weiter ausgebaut werden.
  • Wie im Intro erwähnt, wird TikTok Music den Content aller drei Major Labels anbieten, da Sony Music ihre Releases wieder freigegeben hat. Auch dies ist wie erwähnt entscheidend, insbesondere für die Expansionspläne.
  • Lesenswert zu dem Thema ist auch die Analyse von Tatiana Cirisano für MIDiA. Wie ich bereits in diesem Artikel hervorgehoben habe, kann TikTok auf viel mehr Daten als Spotify zugreifen, die sich nicht einzig auf die gehörten Songs beziehen. Dies könnte einen starken Einfluss auf die Empfehlungen haben. MIDiA nennt dies “Cultural Graph“ und hält auch fest, dass dieses enorme Wissen über die User durchaus beängstigend ist.

Wird Threads zum “Twitter Killer“?

  • Wird die von Meta lancierte Kurznachrichten-Plattform Threads zur Bedrohung für Twitter? Die Zahlen lassen darauf schließen. Innerhalb von nur 7 Stunden registrierten sich 10 Millionen Nutzer bei Threads, während Twitter dafür 780 Tage benötigte, um dieselbe Anzahl zu erreichen. In weniger als fünf Tagen waren es dann bereits 100 Millionen, und dies wohlbemerkt noch ohne die User in der EU. Es dürften mittlerweile noch deutlich mehr sein.
  • Man sollte jedoch berücksichtigen, dass dies ein etwas unfairer Vergleich ist. Meta macht es den Nutzern sehr einfach, denn obwohl Threads eine eigenständige App ist, kann bzw. muss man sich mit seinem Instagram-Account einloggen und behält auch seinen Usernamen. Noch wichtiger: Man kann auch gleich seine Follower von Instagram mitnehmen, vorausgesetzt natürlich, dass diese Threads auch ausprobieren möchten.
  • Das sind keine guten Nachrichten für Twitter: Der Traffic sank bereits lange vor dem Launch von Threads. Der oft irrationale Kurs von Elon Musk hinterlässt seine Spuren.
  • Twitter zeigt bereits Anzeichen von Nervosität, so drohen sie bereits damit Meta zu verklagen. Weiter blockieren sie auch Links, die von Twitter zu Threads führen.
  • Wenn man als Musiker*in seine Audience vorwiegend auf Instagram hat, lohnt es sich sicherlich, auch auf Threads aktiv zu werden. Selbst wenn nur ein Teil der Insta-Follower auch Threads nutzt, erreicht man wohl schnell mehr Leute als bei Twitter.
  • Natürlich gibt es auch einige Negativpunkte. Etwas, das Meta mit Threads unnötig viele Daten seiner Nutzer*innen absaugt, was auch der Grund dafür ist, dass Threads momentan in der EU noch nicht verfügbar ist. Das ist natürlich für viele Musiker*innen ebenfalls ein Problem. Schließlich fehlt auch noch das eine oder andere praktische Feature, wobei man davon ausgehen kann, dass Meta dies früher oder später beheben wird.
  • Meta-Boss Mark Zuckerberg schwebt eine freundlichere Version von Twitter vor. Es wird jedoch berichtet, dass sich das übliche rechte Gesindel auch bereits für Threads angemeldet hat und wohl ausprobieren wird, wie weit sie gehen können, bevor sie gesperrt werden, was sie dann wieder ganz stolz auf ihren anderen Kanälen verkünden und sich selbst als Opfer darstellen können.
  • Meta hat schon so manche Standalone-App, die einen erfolgreichen Konkurrenten kopieren sollte, in den Sand gesetzt. Das kann natürlich auch jetzt wieder passieren. Für den Moment sieht es jedoch so aus, als hätten sie so einiges richtig gemacht und auch den passenden Zeitpunkt erwischt.

Globale Streamingzahlen wachsen weiterhin stark

  • Die US-Analysefirma Luminate veröffentlicht regelmäßig interessante Zahlen aus der Musikbranche und hat nun ihren Halbjahres-Report für das laufende Jahr veröffentlicht. Hier sind einige der interessantesten Zahlen:
  • Global gab es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 3,3 Billionen Streams, wenn Audio- und Video-Streams zusammengezählt werden. Das entspricht einem Wachstum von 30,8%. Wenn man nur die Audiostreams betrachtet, entspricht das Wachstum 22,9% und die Anzahl der Streams beträgt 2 Billionen.
  • Im größten Musikmarkt, den USA, stiegen die On-Demand-Streams um 15% auf 713,5 Milliarden. Wenn man nur die Audiostreams betrachtet, betrug das Wachstum 13,5% auf 616,5 Milliarden.
  • Betrachtet man nicht nur das Streaming, sondern die sogenannte „Total Album Consumption“ inklusive Downloads und physischen Verkäufen, ergibt sich in den USA ein Wachstum von 13,4%. Dabei zählen 1.250 Premium-Streams oder 3.750 werbebasierte Streams als ein Albumverkauf. Insgesamt wurden 538,9 Millionen Alben verkauft.
  • Der Anteil an Katalogmusik in den USA ist zudem weiter gestiegen, jedoch nur marginal von 72,4% in der ersten Hälfte 2022 auf 72,8% im ersten Halbjahr 2023. Als Katalogmusik gilt alles, was älter als 18 Monate zum Zeitpunkt des Streams/Kaufs ist.
  • Luminate berichtet weiter, dass sich die täglich auf die DSPs hochgeladenen Songs im ersten Halbjahr bei durchschnittlich 112.000 Songs pro Tag eingependelt haben.
  • Außerdem legt Luminate die Anzahl der Superfans in den USA bei 15 % fest. Nun wäre es wichtig, dass man diese auch über die DSP monetarisieren kann.

Bonus Reads

  • Im Newsletter der Woche 25 hatte ich berichtet, dass bisher kein Rap-Album oder -Song im Jahr 2023 die Spitze der US-Charts erreicht hatte. Dies hat sich nun geändert, da Lil Uzi Vert am 30.06. mit „Pink Tape“ auf Platz 1 gelandet ist. Allerdings war dies so spät wie nie zuvor seit 1993, als Cypress Hill mit „Black Sunday“ am 07.08. die Chartspitze eroberten (ja, das ist 30 Jahre her. Einige werden sich wohl nun alt fühlen, ich inklusive). Dan Runcie von Trapital wirft einen differenzierten Blick auf die Situation, entschärft die Thematik ein wenig und zeigt jedoch auch die Probleme, die hier auf HipHop zukommen werden.
  • Ari Herstand glaubt, dass sich Streaming-Betrug nicht mit dem gängigen Pro-Rata-Modell bekämpfen lässt, sondern nur mit dem User-Centric-Modell. Er hat daher ein flammendes Plädoyer für dieses geschrieben, obwohl er wohl selbst weiß, dass dieses aufgrund des fehlenden Supports der Majors und einiger DSPs wahrscheinlich einen sehr, sehr schweren Stand haben wird.
  • In Deutschland wurden die Anforderungen für Gold- und Platin-Auszeichnungen angepasst. Bei den Alben benötigt man nun weniger Verkäufe, bei den Singles hingegen mehr . Wir haben unseren Blogpost zu dem Thema entsprechend aktualisiert. Hier erfährt man auch, wie viele Streams man benötigt, um Edelmetall zu erhalten.
  • Wenn es um die Masse an Songs auf den DSPs geht, wird dies zuletzt immer wieder mit KI-Tools in Verbindung gebracht. Ein Beispiel dafür ist die seit 2017 existierende Plattform Mubert, die nun bekanntgegeben hat, dass mit ihrer KI 100 Millionen Songs erstellt wurden. 56 Millionen davon von den Usern. Das sind also etwa so viele Songs wie auf Spotify zu finden sind. Wie viele dieser Tracks auch tatsächlich gespeichert oder später sogar veröffentlicht wurden, wäre natürlich noch interessanter. Eine andere Plattform, Boomy, die 2019 gegründet wurde, steht aktuell bei 16,3 Millionen erstellten Songs. Und eigentlich sind wir ja erst am Anfang…

Industry Groove – Woche 27

Der wichtigste Beitrag dieser Woche kommt vom Musikindustrie-Analysten Mark Mulligan. Seine messerscharfe Analyse sieht die Musikindustrie an einem Wendepunkt und begründet auch klar, warum.

Auch die anderen wichtigen Meldungen dieser Woche fügen sich nahtlos in diese Analyse ein. So versucht SoundCloud ein Problem zu lösen, welches nur noch größer werden wird, nämlich dass viele Songs wenig bis gar nicht gehört werden. TikTok macht mit seinem Tool Ripple genau das, was Mulligan in seiner Analyse hervorhebt, nämlich den Leuten die Möglichkeit geben, so einfach Musik zu erstellen wie ein Foto zu schießen oder ein Video zu drehen. Schließlich gibt es auch Parallelen zum zwar im Grundtenor sehr optimistischen Report von Goldman Sachs, doch auch diese sehen einen Strukturwandel, warnen vor einer Flut von Songs und sehen das aktuelle Streamingmodell als überholt.

Natürlich kann man es sich momentan noch gemütlich machen im bestehenden System, aber viel wichtiger wäre es, sich mit dem zu beschäftigen, was kommt. Denn wie Mulligan zurecht warnt: Nun hat man die Möglichkeit, die Zukunft mitzugestalten, doch dieses Zeitfenster ist klein und schließt sich bald.


Die Musikindustrie steht an einem Wendepunkt: Ein Plan B muss her

  • Es ist eine Binsenwahrheit, dass beim Streaming niemand wirklich glücklich ist. Die Künstler*innen beschweren sich seit jeher und mittlerweile geraten selbst die Superstars ins Stocken, was die Majors zum Umdenken bewegt. Und während Artists und Labels der Meinung sind, sie erhielten zu wenig, machen die Streamingdienste Verluste. Unter dem Strich erhält also niemand das, was er gerne hätte.
  • Laut Mulligan kann ein System, das entwickelt wurde, als Alben, Charts, Downloads und Radio relevant waren, in der heutigen Musikwelt schlicht nicht mehr funktionieren.
  • KI ist daher auch nicht der Auslöser, sondern ein Katalysator bereits bestehender Probleme.
  • Mulligan glaubt auch nicht, dass ein Systemwechsel zu User-Centric oder einem ähnlichen System die Lösung ist. Die wahre Problematik sieht er darin, dass sich der Musikkonsum durch das Streaming von aktiv zu passiv verschoben hat. Man müsse erst den Konsum reparieren und nicht die Auszahlung.
  • Problematisch ist zusätzlich, dass KI-Musik kurzfristig vor allem im passiven Lean-Back-Bereich das größte Potenzial hat. Sprich, das passive Hören dürfte sich eher noch verstärken.
  • Es geht viel mehr um ein einheitliches Soundbild, als um einzelne Songs oder die Künstler*innen selbst. Den Hörer*innen wird immer spezifischere Musik angeboten, die eine KI noch besser produzieren oder maßschneidern kann als menschliche Produzenten.
  • Wenn nun die DSPs die KI-Musik selbst produzieren, können sie nicht nur ihre Margen erhöhen, sondern den Hörer*innen vor allem diese Musik aufzwingen. Denn wer die Algorithmen kontrolliert, kontrolliert auch das Hörverhalten.
  • Die wirkliche Gefahr sieht er in der Kombination von sehr simplen KI-Musik-Tools und Plattformen wie TikTok, Snapchat oder BandLab. Wenn die User so einfach Musik erstellen können wie Fotos oder Videos, wird dies zu Millionen von Songs pro Tag führen. Dies werde das gegenwärtige Modell der Vergütung von Streams endgültig zum Kollabieren bringen.
  • Für Mulligan ist klar: Das Bestehende zu verbessern, reicht nicht. Es braucht einen Plan B, um eine Musikwelt zu schaffen, die sich um Fandom, Identität, Kreativität und Außergewöhnlichkeit dreht, also die menschlichen Elemente der Musik.
  • Seine Analyse beendet Mulligan mit folgendem Satz: “Vor fünf Jahren wäre es noch verrückt gewesen, darüber nachzudenken, wie Maschinen die nahe Zukunft des Musikgeschäfts und der Musik selbst gestalten werden. Stell dir nur vor, worüber wir in fünf Jahren sprechen könnten…”

SoundCloud versucht das Problem zu lösen, dass viele Songs nie gehört werden

  • SoundCloud ist in letzter Zeit immer häufiger der DSP, der versucht, zeitnah Lösungen für aktuelle Probleme zu finden. Und dies ist in der Tat ein Problem: Wie ich bereits berichtet habe, werden 42% aller Songs, die auf Streamingdienste hochgeladen werden, weniger als 10 Mal gestreamt. Sagenhafte 24% oder 38 Millionen Tracks haben nicht einen einzigen Stream.
  • Mit aktuell 120.000 hochgeladenen Songs pro Tag (und bald vielleicht sogar Millionen von Songs täglich) wird dieses Problem sicherlich nicht kleiner.
  • SoundCloud kann natürlich nicht jedem dieser hunderttausenden Songs eine anständige Anzahl Streams garantieren – und seien wir ehrlich, viele davon hätten dies auch gar nicht verdient – aber zumindest sollen alle Songs einen kleinen Anschub erhalten.
  • Dies mit dem neuen Feature “First Fans“. Mittels des Autoplay-Algorithmus soll jeder neu hochgeladene Track ungefähr 100 Usern vorgestellt werden, die passende musikalische Präferenzen haben.
  • SoundCloud weist aber darauf hin, dass dies nicht zwingend 100 Streams bedeutet, da sie nicht beeinflussen können, ob der Song dann auch wirklich gehört wird.
  • Anders als beim Discovery Mode von Spotify werden die dadurch generierten Streams so vergütet wie jeder andere Stream.
  • First Fans wird gegenwärtig mit einer ausgewählten Gruppe von Künstler*innen getestet und sollte sich der Test bewähren, wird das Feature breiter ausgerollt.

TikTok lanciert KI-Musik App Ripple

  • Es ist erst zwei Monate her, seit ich darüber berichtet habe, dass TikTok-Besitzerin ByteDance an einer App zur KI-Musikerstellung arbeitet. Nun ist diese unter dem Namen Ripple bereits erschienen.
  • ByteDance bezeichnet Ripple als eine „music creation, composition and audio editing“ App. Momentan ist sie nur auf Einladung und nur in den USA für iOS verfügbar, aber das wird sich wohl bald ändern.
  • Ripple richtet sich sowohl an Musiker*innen als auch an Social-Media-Creator. Erstere sollen durch durch Ripple Hilfe bei der Musikproduktion erhalten, letztere ein Tool, um die Musik für ihre Videos gleich selbst herzustellen. Dieser Punkt wird in einem Artikel von MBW besonders hervorgehoben. Denn TikTok würde davon profitieren, wenn die Creator ihre eigene Musik erstellen und nicht lizenzierte Musik verwenden, für die TikTok bezahlen muss.
  • Mit der Funktion „Melody to Sing“ erhalten die User die Möglichkeit, eine Melodie zu singen oder zu summen, die dann von der App in instrumentale Songs in verschiedenen Genres umgewandelt wird.
  • Im Allgemeinen kann Ripple derzeit nur instrumentale Musik produzieren.
  • Weiter bietet Ripple ein virtuelles Recording Studio, wo die Audiospuren editiert werden können.
  • Die KI wurde mit Musik trainiert, die ByteDance lizenziert oder besitzt, sowie mit In-House produzierten Songs. Das Unternehmen bestätigt, dass keine kommerziell veröffentlichte Musik verwendet wurde, auch nicht von Artists, die SoundOn als Vertrieb nutzen.
  • Wie Ripple damit umgeht, wenn die Benutzer urheberrechtlich geschützte Melodien in ihre Telefone summen, wird sich erst noch zeigen.

Bald ganze Musikvideos auf Spotify?

  • Videos gibt es bei Spotify bislang erst für Podcasts, 30-Sekündige Storytelling Clips und natürlich Canvas. Gerüchten zufolge möchte Spotify jedoch bald auch ganze Musikvideos auf der Plattform anbieten.
  • Das wäre natürlich eine Kampfansage an YouTube wie auch Apple Music, die schon lange Musikvideos auf der Plattform anbieten. Und wie bei eigentlich allen wichtigen Moves in letzter Zeit, ist es auch ein Versuch, mit TikTok Schritt zu halten.
  • Spotify hat sich bislang nicht zu den Gerüchten geäußert. Somit bleibt vorerst auch unklar, inwiefern die Musiker*innen für die Video-Views entlohnt werden würden.

Die Prognosen von Goldman Sachs für die Musikindustrie

  • Der Report der Investmenthaiebanker Goldman Sachs namens “Music in the Air“ erhält in der Musikbranche immer viel Aufmerksamkeit, nicht zuletzt natürlich, weil man die sehr optimistischen Prognose sehr gerne hört.
  • Im vergangenen Jahr prognostizierten sie Umsätze von 94,9 Milliarden USD für 2023 und 153 Milliarden für 2030. Diese wurden nun leicht nach unten korrigiert auf 92 Milliarden für dieses Jahr und 151,4 Milliarden für 2030. Dies sind die voraussichtlichen Umsätze in den Bereichen Recordings, Publishing sowie der Livemusik-Industrie.
  • Neben den Bruttoeinnahmen schätzt Goldman Sachs auch die Nettoeinnahmen, die bei 65,1 Milliarden für 2023 liegen sollen. Diese verteilen sich auf 28,2 Milliarden für Recorded Music, 8,8 Milliarden für Publishing und 28,1 Milliarden für Livemusik.
  • Die Nettoeinnahmen für 2030 sieht Goldman Sachs bei 104,4 Milliarden, wobei 50,1 Milliarden auf Recorded Music, 14,7 Milliarden auf Publishing und 39,5 Milliarden auf das Livegeschäft entfallen.
  • Die Banker prognostizieren der Musikbranche zudem einen großen Strukturwandel. Wenig überraschend begründen sie dies mit der fehlenden Monetarisierung von Musikinhalten, den veralteten Strukturen der Streamingauszahlungen und – wie könnte es anders sein – künstlicher Intelligenz.
  • Sie halten es für notwendig, dass die Kosten für die Streaming-Abos kontinuierlich steigen. Ebenso bezeichnen sie Pro-Rata als ein Auslaufmodell.
  • Außerdem sagen sie voraus, dass in absehbarer Zeit nicht mehr 120.000, sondern Millionen von Songs jeden Tag auf die DSPs geladen werden, da die Erstellung durch KI so viel einfacher wird (oder schon ist).
  • Natürlich darf man dabei nicht vergessen, dass es sich um die Analyse einer einzelnen Firma handelt und diese durch Investments in Unternehmen wie Universal und Spotify durchaus auch Eigeninteressen hat.

Twitter-Konkurrent Instagram Threads ab sofort live

  • Ich hatte es bereits angekündigt, dass Meta an einem Twitter-Klon arbeitet und dieser kam schneller als erwartet. Genauer gesagt ist die Instagram-Plattform namens Threads bereits verfügbar – zumindest für einige Benutzer.
  • Threads wurde in über 100 Ländern gelauncht, die User in der EU müssen sich jedoch noch ein wenig gedulden. Der Start wurde verschoben, um sicherzustellen, dass Threads den europäischen Datenschutzbestimmungen entspricht.
  • Die Posts können bis zu 500 Zeichen lang sein und es können auch Fotos oder Videos mit einer Länge von bis zu fünf Minuten hochgeladen werden.
  • Zweifellos ist es ein guter Zeitpunkt, um ein Konkurrenzprodukt zu Twitter zu starten, da Twitter kontinuierlich in der Kritik steht und Musk seine Firma immer wieder selbst ins Abseits manövriert.
  • Es gibt natürlich schon einige Konkurrenten, aber es ist klar, dass Meta mit seiner enormen Marktmacht die größte Chance hat, Twitter die User abzujagen. Und es scheint zu funktionieren: In den ersten vier Stunden haben sich bereits 5 Millionen Menschen angemeldet. Wie viele von ihnen bleiben und sogar Twitter verlassen, wird sich freilich erst noch zeigen.

Bonus Reads

  • Wie üblich, wenn plötzlich etwas Neues die Schlagzeilen beherrscht, machen viele Un- und Halbwahrheiten die Runde. Dieser Artikel versucht einige Mythen rund um KI-Musik zu entkräften. Er zeigt dabei insbesondere, dass man als Künstler*in oder Engineer*in nicht heute oder morgen ersetzt werden wird und dass die KI-Tools im Musikbereich noch nicht ganz so weit sind, wie manche denken.
  • Nach Apple Music, Amazon Music, Deezer und anderen DSPs hat nun auch TIDAL bekanntgegeben, den Preis ihres Abonnements in den USA von 9,99 auf 10,99 US-Dollar anzuheben. Die Erhöhung wird ab dem 1. August aktiv und soll auch diverse weitere Märkte betreffen. Was Spotify genau plant, ist weiterhin unklar. Dieser Artikel zeigt außerdem, dass die Preiserhöhungen Apple Music und Amazon Music keine Abonnenten gekostet hat – im Gegenteil sogar.

Industry Groove – Woche 26

Wie man so schön sagt, hat alles zwei Seiten. Einerseits ist es natürlich eine positive Entwicklung, wenn es immer weniger Hürden gibt, um selbst Musik zu kreieren. Vor allem, wenn der Zugang zur Musikproduktion nicht mehr vom Budget abhängig ist. Andererseits ist es auch ein wenig erschreckend und befremdlich, wenn plötzlich alle dank einfacherer Tools und nun mit gütiger Unterstützung von KI Musik produzieren und mit wenigen Schritten auch veröffentlichen können. Wenn sich fast alle selbst als Creator sehen (und wie wir unten im Culture & Trends Report sehen, sind dies immer mehr), wird es dann überhaupt noch Superstars geben und können sich die wirklichen Talente noch von der Masse abheben?

Mit dem leichteren Zugang zur Musik und deren Produktion wird sich die Musikbranche erneut fundamental verändern, wie etwa dieser gewohnt smarte Beitrag von MIDiA zeigt. Doch zu viele Sorgen sollte man sich trotzdem nicht machen, denn vielmehr bietet die zunehmende Verschmelzung von Konsument*in und Creator neue Möglichkeiten. So gut wie jede*r kann einen Ball nehmen und Fußball spielen. Trotzdem wird die Champions League verfolgt und zu den Spielern der Bundesliga aufgeschaut. Nicht jeder wird zum neuen Messi oder Mbappé und die wenigsten schaffen es überhaupt zum Ersatzspieler in der 2. Bundesliga. Genauso gelingt es nur den wenigsten Musiker*innen, aus der Masse herauszustechen und dies wird zukünftig wohl sogar noch schwieriger. Doch es wird weiterhin einigen gelingen, schlicht weil Talent immer noch wertgeschätzt wird. Es wird wohl weniger globale Superstars geben, dafür weiterhin Künstler*innen, die in ihren Nischen Erfolge feiern, von Streams und Verkäufen leben können und Shows spielen.

Wie ihr sicherlich gemerkt habt, ist der Newsletter in diesen sommerlichen Wochen kürzer als sonst. Diese kleine Verschnaufpause kann zum Beispiel dazu genutzt werden, in das Archiv unseres iGroove Magazins einzutauchen und sich in einige Themen zu vertiefen. Die Beiträge lassen sich sowohl nach Kategorie (z.B. Streaming, Social Media) als auch nach Themen (z.B. Spotify, TikTok, NFTs) filtern. Viel Spaß beim Eintauchen, sei es in den Pool oder in unser Archiv.


  • YouTube hat ihren jährlichen “Culture & Trends Report“ veröffentlicht, der auf einer Umfrage mit 25.892 Teilnehmenden aus 14 Ländern basiert und einen vertieften Einblick in die sich verändernden Trends auf YouTube bieten soll. Hier sind einige der Fakten daraus:
  • 47% der Gen-Z haben sich im vergangenen Jahr ein Video eines Fans von bestimmtem Content, einem Artist oder öffentlichen Person angeschaut. Eine Zahl, die die Wichtigkeit von User-Generated-Content unterstreicht.
  • Noch eindrucksvoller ist diese Zahl: 82% der 18-44-Jährigen haben im letzten Jahr selbst Video-Content gepostet. Dies bezieht sich nicht nur auf YouTube, sondern kann auch Instagram Stories, TikTok oder Snapchat bedeuten.
  • Ebenfalls beeindruckend: satte 40% der Befragten würden sich selbst als “Content Creator“ bezeichnen.
  • Sprachbarrieren sind immer weniger wichtig. 54% der Befragten folgen mindestens einem Creator, der nicht ihre Sprache spricht. Dieser Trend zeigt sich auch in der Musik, mit dem Hype um spanischsprachige oder koreanische Musik.
  • YouTube sieht sich durch ihre „Multi-Format-Strategie“ bestätigt, da 87% der Befragten mindestens vier verschiedene Formate auf YouTube konsumierten. Das können längere Videos, Shorts, Livestreams, Podcasts oder TV sein. 67% der Gen Z befürworten es, wenn ihre Lieblings-Creator verschiedene Formate nutzen.
  • Natürlich darf auch das Thema KI nicht fehlen. Immer mehr Videos werden mit Hilfe von KI produziert oder featuren sogar sogenannte VTubers (virtuelle YouTuber).
  • 60% sind offen dafür, Videos zu schauen, die mit Hilfe von KI erstellt wurden. 52% haben sich im vergangenen Jahr bereits ein Video mit einem VTuber angeschaut.

Reminder: Letzte Chance, deine Daten von Spotify for Artists herunterzuladen

  • Wie ich bereits angekündigt hatte, werden auf Spotify for Artists alle historischen Daten, die älter als 2021 sind, gelöscht. Wer diese noch speichern möchte, hat nur noch bis Ende Juni Zeit. Ab dem 1. Juli sind die historischen Daten nicht mehr verfügbar. Der Download ist über Desktop, aber nicht über die App-Version möglich.
  • Historische Daten können nützlich sein bei der Analyse älterer Veröffentlichungen und entsprechend bei der Planung des Marketings für kommende Releases, da man so aus Erfolgen und Fehlern bei früheren Veröffentlichungen lernen kann.
  • Die Löschung der älteren Daten, mit der Spotify massiv Speicherplatz und somit auch Kosten einsparen kann, wird selbstverständlich keinen Einfluss auf deinen All-time-Stream-Count haben.

Bonus Reads

  • Chartmetric präsentiert in einem interessanten Artikel den „Fan Journey“ – von der Entdeckung der Musik bis zum Stan – und gibt dabei zusätzlich einige Tipps.
  • Patreon funktionierte bislang quasi so, dass man zahlendes Mitglied eines Fanclubs wurde. Jetzt hat die Plattform ihr Angebot um ein Free Membership erweitert mit dem Ziel, dass die Künstler*innen ihre Communities vergrößern und noch mehr Fans auf die Plattform locken können. Sie können diese dann mit Content versorgen und gezielt digitale Standalone-Produkte verkaufen. Patreon wirbt damit, dass man, anders als bei Social-Media-Plattformen, weder den Algorithmus umschmeicheln noch für Ads bezahlen muss, um seine Fans zu erreichen.
  • Dieser Artikel zeigt auf, warum Elon Musk die Klage der Publisher gegen Twitter, über die ich vorletzte Woche berichtet habe, ernst nehmen sollte. Er wirft zusätzlich die Frage auf, ob Twitter sich momentan überhaupt einen Deal mit den Publishern leisten könnte. Ziemlich sicher ist jedoch: Keinen Deal kann sich das Unternehmen kaum erlauben.
  • Eine Auswertung von MBW hat ergeben, dass die drei Major-Labels Universal, Sony und Warner weltweit insgesamt 27.292 Menschen beschäftigen (festangestellt und temporär). Das sind über 1.000 mehr als noch ein Jahr zuvor und rund 6.600 mehr als vor fünf Jahren. Universal hat 9.992 Angestellte, Sony beschäftigt sogar 11.100 Mitarbeiter*innen und Warner bringt es auf 6.200 Angestellte.
  • Zum 100-jährigen Bestehen kann die Schweizer Verwertungsgesellschaft SUISA ein Rekordergebnis verkünden. Die Urheberrechte aus dem In- und Ausland betrugen insgesamt 180,5 Millionen Franken (rund 184 Millionen Euro), was einem Anstieg von 20,7% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Davon werden 145 Millionen Franken (ca. 148 Millionen Euro) an Komponist*innen, Textautor*innen und Verleger*innen ausgeschüttet, 9,1% mehr als im Vorjahr.

Industry Groove – Woche 25

Sofern nicht alle relevanten Musikindustrie-News-Kanäle eine Falschmeldung voneinander abgeschrieben haben, wird noch in diesem Jahr ein neues, teureres Spotify-Abonnement eingeführt. Irgendwann im zweiten Halbjahr 2023 soll das, zumindest intern bei Spotify, als “Supremium” bezeichnete Paket verfügbar sein und neben HiFi auch Zugriff auf Audiobooks bieten.

Dass Spotify an der Preisschraube dreht und endlich auch bessere Soundqualität bieten will, ist natürlich unbedingt zu begrüßen. Trotzdem bleiben einige Fragezeichen. Es ist nämlich durchaus fraglich, ob sich damit die immer zahlreicher werdenden Stimmen, die Preiserhöhungen verlangen, besänftigen lassen. Auch die Aktionär*innen, die sich höhere Einnahmen und eine profitablere Firma wünschen, werden kaum aus dem Häuschen sein.

Nicht zuletzt muss man sich fragen, ob das Paket wirklich genug bieten wird, um die Nutzer*innen dazu zu bewegen, auf ein deutlich teureres Abo zu wechseln oder gar viele Neukund*innen zu gewinnen. Im schlimmsten Fall könnte sogar das Gegenteil eintreten, denn für alle, die sich nicht für Audiobooks interessieren, bleibt nach momentanem Wissensstand einzig die bessere Soundqualität. Und die gibt es nun mal bei diversen anderen Anbietern wie Apple Music und Amazon Music ohne Aufpreis. Womöglich liefert man den Usern also nur einen (weiteren) Grund, um zur Konkurrenz zu wechseln.


Kommt der Supremium Plan von Spotify?

  • Wie bereits im Intro erwähnt, berichten Bloomberg und zahlreiche weitere Medien, dass Spotify in diesem Jahr das neue Abo „Supremium“ lancieren wird. Spotify selbst will dies momentan weder bestätigen noch dementieren.
  • Bereits im Oktober des vergangenen Jahres kursierten Screenshots davon, dass Spotify ein teureres Premium-Abonnement testet, welches dann auch das seit über zwei Jahren überfällige und längst bereitstehende HiFi-Angebot enthalten wird.
  • Laut den Medienberichten soll das teurere Abo Zugriff auf HiFi-Qualität sowie Audiobooks bieten. Es ist nicht davon auszugehen, dass man unbegrenzten Zugriff auf alle Audiobooks hätte, sondern viel eher auf eine bestimmte Anzahl Bücher oder eine bestimmte Anzahl Stunden pro Monat.
  • Wie Music Ally richtig bemerkt, wird es interessant zu beobachten sein, wie die Einnahmen von den Subscriptions dann zwischen den Musiker*innen und den Autor*innen der Audiobooks aufgeteilt werden.
  • Ob die im Herbst angekündigten Features Studio Sound, Headphone Tuner, Audio Insights, Library Pro und Playlist Pro weiterhin Teil des Angebots sind, ist momentan unklar.
  • Gerüchten zufolge soll das Abo im Oktober in den USA lanciert werden, in anderen Märkten sogar noch früher. Zu welchem Preis ist momentan noch unklar, genauso wie eigentlich alles andere, sogar ob das neue Abo überhaupt kommen wird. Ich halte euch auf dem Laufenden!
  • Spotify hat zudem seiner Desktop-App ein Update verpasst und diese der Mobile-Version angeglichen. Interessanterweise sieht bei mir die Bibliothek schon seit Wochen, wenn nicht Monaten so aus. Sieht so aus, als wäre ich für einmal Teil der Testgruppe gewesen.

Fans direkt erreichen mit „Channels“ auf Instagram

  • Für viele Musiker*innen wird es immer wichtiger, direkt mit ihren Fans in Kontakt zu treten. Daher ist es auch von Bedeutung, dass sie Werkzeuge zur Verfügung haben, mit denen sie ohne große Schwierigkeiten möglichst viele ihrer Fans auf einmal erreichen können.
  • Instagram wird in den kommenden Wochen ein solches Tool namens „Channels“ global ausrollen, nachdem es bislang nur mit einigen wenigen Influencern getestet wurde.
  • Channels sind im Grunde Gruppen, bei denen jedoch nur derjenige, der die Gruppe erstellt hat (also der Artist), Beiträge posten kann, während die anderen Teilnehmer*innen (also die Fans) nur auf diese Beiträge reagieren können.
  • Man kann sowohl Texte, Fotos, Videos, Sprachnachrichten wie auch Umfragen posten.
  • Gemäß einer Ankündigung von Mark Zuckerberg soll dieses Tool in absehbarer Zeit auch auf den Facebook Messenger ausgeweitet werden.

YouTube lockert die Anforderungen für die Monetarisierung

  • Es ist kein Geheimnis, dass TikTok zu einer ernsthaften Konkurrenz für YouTube herangewachsen ist. Es ist ein Kampf, der auf verschiedenen Schlachtfeldern stattfindet, eine der Herausforderungen ist es aber sicherlich, wichtige Creator und Influencer anzulocken.
  • Den neuesten Schachzug von YouTube kann man sicherlich als Versuch verstehen, dieser Herausforderung entgegenzuwirken. YouTube senkt nämlich die Anforderungen, um seinen Content monetarisieren zu können.
  • Um Zugriff auf das YouTube-Partnerprogramm zu erhalten, benötigt man nun mindestens 500 Abonnent*innen (bisher waren es 1.000), mindestens 3 öffentliche Uploads in den letzten 90 Tagen sowie entweder 3.000 „Watch Hours“ (bisher 4.000) im vergangenen Jahr oder 3 Millionen Short-Views (bisher 10 Millionen) in den letzten 90 Tagen.
  • Hat man diese Anforderungen erfüllt, erhält man den Zugriff nicht automatisch, man muss sich für diesen bewerben. Sobald man Zugriff hat, kann man Features wie Super Chat, Super Thanks oder Super Stickers nutzen, Channel Memberships einrichten sowie das Shopping Feature nutzen.
  • Zu Beginn gelten diese neuen Anforderungen nur für Creator in den USA, Kanada, UK, Taiwan und Südkorea. Sie sollen aber im Laufe des Jahres auf alle für YPP zugelassenen Länder ausgeweitet werden.
  • Die Anforderungen für die Monetarisierung von Videos, um einen Anteil an den Werbeeinnahmen und Premium-Abonnements zu erhalten, haben sich hingegen nicht geändert.

Bonus Reads

  • Dieser Artikel von Cherie Hu zum Thema Ethik und Chancen für die Kreativität ist eine der klügsten Abhandlungen zum Thema KI, die ich bisher gelesen habe. Man sollte jedoch etwas Zeit mitbringen…
  • Für eine eher eingerostete Institution haben die Grammy Awards überraschend schnell reagiert und Richtlinien für den Umgang mit KI-Musik aufgestellt. Klar ist: Ein Song, der komplett von KI erstellt wurde, wird keinen Grammy gewinnen können. Möglich ist jedoch die Kombination von Mensch und Maschine, solange der menschliche Anteil bedeutsam war.
  • HipHop dominierte die letzten Jahre in kommerzieller Hinsicht, doch 2023 erreichte bislang kein Rap-Album oder -Song die Spitze der US-Charts. Billboard geht auf Spurensuche.
  • Seit GfK Entertainment mit der Erhebung der Streams in Deutschland begann, wurde kein Act häufiger gestreamt als Raf Camora, auch kein internationaler. Der Österreicher kommt insgesamt auf 4,5 Milliarden Streams.
  • In vielen Ländern ist absehbar, dass die Zahlen der Streaming-Subscriptions bald stagnieren werden. Manche legen ihre Hoffnung daher auf die Babyboomer, da hier noch viel Potenzial vorhanden ist. Eine Auswertung von Music Watch in den USA zeigt nun aber, dass von den Boomers, die noch kein Abonnement haben, gerade mal 10% gedenken, eines abzuschließen. Die Boomer-Generation wird also aller Voraussicht nach nicht für Aufschwung sorgen und man kann sich durchaus fragen: Wenn nicht sie, wer dann?
  • Hier kannst du lesen oder auch hören, wie sich Musikvideos im Laufe der Jahre verändert haben, sowohl in Bezug auf die Machart als auch auf ihre Bedeutung.

Industry Groove – Woche 24

Ein Sommerloch gibt es in der Musikindustrie zwar nicht mehr, doch trotzdem merkt man natürlich, dass viele ihren Sommerurlaub genießen, die Festivals die Agenda dominieren und manche lieber im Freibad herumlümmeln, als Überstunden zu leisten. Ergo sorgt dies auch dafür, dass das Rad etwas langsamer dreht und die News etwas spärlicher ausfallen als in anderen Jahreszeiten. Dieser kurze Break kann aber nicht schaden und gibt einem die Möglichkeit, in Ruhe über die Veränderungen nachzudenken, die das erste Halbjahr mit sich gebracht hat. Oder halt einfach etwas mehr Zeit im Freibad zu verbringen. Genießt das Wetter!


Universal will auch SoundCloud einspannen

  • Universal ist auf der Suche nach einem neuen Streaming-Modell und hat sich dafür, wie berichtet, bislang mit Tidal und Deezer zusammengetan.
  • Medienberichten zufolge wird als nächstes nun auch SoundCloud nach dem optimalen Modell suchen. Insider gehen davon aus, dass die Verhandlungen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein werden.
  • Es bleibt zu hoffen, dass SoundCloud, anders als Tidal, ihr User-Centric aka Fan-Powered Experiment nicht aufgeben wird.
  • An dieser Stelle sei auch nochmals auf die Studie von Pro Musik hingewiesen, die ich bereits im Newsletter der Woche 19 erwähnt hatte. Diese untersuchte das User-Centric-Modell in 18 Ländern und kommt zum Schluss, dass 32,6% der Tantiemen neu verteilt werden würden.
  • Ihrer Auswertung zufolge würden 29,3% der Artists mit dem User-Centric-Modell über 40% mehr verdienen. 38,8% aller Künstler*innen jedoch über 40% weniger.
  • 19% der Artists könnten ihr Einkommen unter dem neuen Modell verdoppeln. Das Problem ist jedoch: das Doppelte von wenig ist immer noch nicht wirklich viel.
  • Solange der Kuchen nicht wächst, werden einzig die Kuchenstücke anders verteilt. Die Quintessenz? Damit sich wirklich etwas ändert, muss der Kuchen größer werden.

Meta präsentiert Musik-KI

  • In letzter Zeit sind zahlreiche neue Musik-KI-Tools aufgetaucht und auch die großen Tech-Firmen beschäftigen sich mit der Thematik. Nachdem Alphabet (Google) kürzlich MusicLM veröffentlicht hat, folgt nun Meta mit MusicGen.
  • Mittels Textbefehlen kann man der KI die gewünschte Richtung vorgeben und diese spuckt dann 12-sekündige Snippets aus.
  • Die KI wurde mit 20.000 Stunden lizenzierter Musik trainiert (zum Vergleich: MusicLM basiert auf 280.000 Stunden Musik).
  • Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich bei MusicGen, ebenso wie bei MusicLM, vorderhand eher um Forschungsprojekte als um kommerziell releaste Tools für den Endnutzer. Gemäß Music Ally dienen sie viel eher als Grundlage für Start-ups und Entwickler.
  • Hier kann man das Tool selbst ausprobieren. Ich persönlich bin bislang noch wenig beeindruckt und andere auch nicht.

Publisher verklagen Twitter auf 250 Millionen Dollar

  • Social-Media-Plattformen und die Musikindustrie haben eine traditionell nicht ganz einfache Beziehung. Zweifellos ist Social Media für Musiker*innen und Labels enorm wichtig. Ebenso profitieren die Plattformen von deren Präsenz und noch viel mehr von der Musik, welche ihre User nutzen können. Wie diese Nutzung abgegolten werden soll, darüber scheiden sich jedoch die Geister.
  • Twitter hat sich als besonders widerspenstig erwiesen, was nun 17 Publishing-Unternehmen zu einer Klage gegen das von Elon Musk aufgekaufte Unternehmen veranlasst hat.
  • Es sind nicht irgendwelche Unternehmen, die hier klagen, sondern die großen Player im Verlagsbereich wie Concord, Universal Music Publishing Group, BMG Rights Management, Hipgnosis Songs Group, Kobalt Music Publishing, Sony Music Publishing und Warner Chappell Music.
  • In der Klage stellen die Verlage klar, dass viele von Twitters Konkurrenten mittlerweile die Notwendigkeit ordnungsgemäßer Lizenzen erkannt haben und Vereinbarungen für die Nutzung von Musikkompositionen respektieren. Twitter mache sich jedoch massiver Urheberrechtsverletzungen schuldig.
  • Tatsächlich hat Twitter im Gegensatz zu Instagram, Facebook oder TikTok keine Lizenzvereinbarung mit den großen Musikunternehmen abgeschlossen. Diese dulden dies nun nicht länger.

Bonus Reads

  • Music Ally hat seinen neuesten “Streaming Report“ veröffentlicht und bietet ausführliche und interessante Insights zum Stand der verschiedenen DSPs. Der Bericht beleuchtet, was die verschiedenen Anbieter zuletzt lanciert haben, was sie von der Konkurrenz abhebt und wo die Risiken liegen. Darüber hinaus wagen die Autoren auch einen Blick in die Zukunft. Must Read, würde ich behaupten.
  • Der Blog BPB hat eine Umfrage zum Thema KI in der Musik unter 1.533 Producern durchgeführt. Von diesen glauben nicht weniger als 73%, dass KI sie über kurz oder lang ersetzen könnte – eine erstaunlich hohe Zahl. Trotz dieser vorhandenen Angst haben nur 17,3% der Befragten ein negatives Bild von KI – 47,9% sind neutral. 36,8% der Produzenten nutzen bereits KI-Tools, hauptsächlich im Bereich Mixing/Mastering. Die gesamten Ergebnisse findest du hier.
  • Der Sommer ist zwar mittlerweile angekommen, doch Spotify macht weiterhin Frühlingsputz. Nach zahlreichen Entlassungen und der Einstellung von Heardle und Spotify Live wird nun das Musik-Erstellungstool SoundTrap an seine Gründer zurückverkauft. Ähnlich war Spotify im Herbst 2021 bereits mit SoundBetter verfahren.
  • Streaming-Betrug ist ein ernsthaftes Problem und geht zu Lasten vieler Musiker*innen, die ihre Releases auf ehrliche Art und Weise promoten. Dies sehen auch diverse Vertriebe sowie die DSPs Spotify und Amazon Music so. Sie haben sich zur Allianz MFF (Music Fights Fraud) zusammengeschlossen. Anstatt dass alle Beteiligten nur für sich Maßnahmen ergreifen, sollen diese nun durch die Allianz gebündelt werden. Eine grundsätzlich gute Sache, auch wenn sich hier nur Player zusammentun, die vom Betrug, wenn überhaupt, nur indirekt betroffen sind.